Klaus Maeck

■ Freibank-Musikverlag

KLAUS MAECK - FREIBANK-MUSIKVERLAG

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å Klaus Maeck gehört zu einer Generation, für die das Enstehen des Punk zu einem entscheidenen Lebensmoment wurde. Und schon damals ging sein Engagement für die Musik weiter als bei anderen. Auf Alfred Hilsbergs historischer Ausstellung „25 Jahre Rock'n'Roll“, 1979 in der Markthalle, verkaufte Maeck an einem eigenen Stand die ersten selbstproduzierten Singles deutscher Punkbands wie ZK, SYPH oder Mittagspause. Den Restbestand der Ausstellung nahm er damals in seine Ladenwohnung in der Marktstraße mit und eröffnete einen nicht minder legendären Laden-Treffpunkt: das Rip Off, das sich bald zu einem Vertrieb für unabhängige Musik mauserte.

Als die Industrie begann, den Markt der Neuen Deutschen Welle zu beherrschen, strandete Rip Off (1983). Maeck stand mit seinem Kompagnon, dem Abwärts-Musiker Frank Ziegert, vor einem Berg von Schulden, den sie noch heute abzahlen.

Nachdem Maeck einige Zeit als Produktionsleiter in der Berliner Filmszene überwintert hatte, konnte ihn der Einstürzende Neubauten-Bassist Marc Chung für seine Idee eines „aktiven Musikverlages“ gewinnen, und die beiden gründeten Freibank in Hamburg. Chung hatte einige Schwachstellen im Musikvertragswerk entdeckt und nutzte diese Lücken nun aus, um mehr im Sinne der Musiker zu arbeiten. Durch völlig legale Kniffe erreichte er es, daß die Anfangskosten für Plattenproduktionen gesenkt werden konnten, indem die bei der Produktion anfallenden GEMA-Gebühren nicht im Voraus, sondern nur für verkaufte Exemplare abgerechnet wurden.

Aus diesem ursprünglichen Konzept, für das Chung gegen die GEMA prozessieren mußte, hat sich inzwischen ein leistungsstarker, kleiner Musikverlag mit elf Mitarbeitern entwickelt, der neben der administrativen Hilfe, die Freibank jedem Musiker anbietet, auch das Managment für einige Künstler übernimmt. Maeck ist mehr für diesen Bereich verantwortlich. Er koordiniert die Promotion, leistet einen Großteil der A+R-Arbeit, also das Aufspüren und Betreuen von Künstlern, die Freibank dann aufbaut und wirkt als Mittler zwischen Band und Plattenfirma.

Neue Gruppen wie IQ, Nationalgalerie oder Rausch gehören neben den alten Acts wie Nick Cave oder

Einstürzende Neubauten zum Programm. Außerdem leistet Freibank die deutsche Vertretung des belgischen Play It Again Sam-Lables, die Gruppen wie Consolidated, Meat Beat Manifesto oder Magnapop unter Vertrag haben.

Sein persönlicher Musikgeschmack hat sich in den Jahren allerdings recht radikal gewandelt. Heute liebt er alle Arten von Welt- und Tanzmusik, und solche Künstler werden auch verstärkt mit ins Freibank-Programm aufgenommen. Allerdings sei es „unheimlich schwierig, damit auf Akzeptanz zu

stoßen.“ Damit ihn die „auf Dauer doch recht stumpfe Arbeit“ nicht frustriere, verwirklicht Maeck immer wieder eigene Projekte. Etwa ein Buch über die Neubauten, oder ein Video-Porträt von William S. Burroughs, das Ende September erschien. „Diese Freiheit nehme ich mir einfach, denn nur für andere Künstler arbeiten, das könnte ich nicht. Außerdem hat sich herausgestellt, daß das auch sehr gesund für die Firma ist.“ Diese Freiheit garantiert ihm diesmal vielleicht Erfolg statt Konkurs. Verdient ist's allemal. Till Briegleb