Klaus Löwitsch ist Zorc

■ RTL plus legt die Latte höher: Gewalt ist in der Serie im Spiel, die jetzt in Berlin gedreht wird

Am Teutoburger Platz im Prenzlauer Berg geht's seit drei Wochen zur Sache. In der leerstehenden Pfefferburg, einst Brauerei, dreht RTLplus die neue Actionserie Zorc. Zorc ist Klaus Löwitsch, oder Klaus Löwitsch ist Zorc. Egal. Zorc ist jedenfalls das, „was sich die Mehrheit der Zuschauer unter Klaus Löwitsch vorstellt und von ihm erwartet, spontan, aggressiv, dynamisch, unberechenbar“ (RTLplus-Eigenwerbung).

Wem die ARD-Machoserie Peter Strohm, Hauptdarsteller Klaus Löwitsch, zu lahm und harmlos ist, dem wird Zorc gefallen. „Die Serie ist für Leute, die härteren Tobak vertragen“, meint Löwitsch. Auch wenn man Peter Strohm nun auch nicht gerade als Weichling beschreiben kann: Im ARD-Abendprogramm sei das nicht möglich. Und das liege am öffentlich-rechtlichen System. Der Privatfunk habe keine solch hohen moralischen und ethischen Verpflichtungen gegenüber Institutionen. Der Freiraum für einen Schauspieler sei größer.

Nach einem abenteuerlichen Leben in Afrika kommt Zorc nach Berlin und avanciert zum Beschützer und Partner einer jungen Top-Journalistin, einem Wunderkind des Enthüllungsjournalismus, deren Spezialgebiet es ist, Titelstorys explosiv aufzumachen. Gespielt wird Sharon von der 29jährigen Ostberlinerin Michele Marian, die mit Löwitsch bereits eine Peter Strohm-Folge gedreht hat. Es geht bei ihrem Serienjob um so alltägliche Dinge wie Erpressung, Waffenhandel, Versicherungsbetrug, Pornografie, Drogen, Entführung, Spionage und Prostitution. Der größte Teil der Story spielt in Berlin. Kulissen sind Luxusvillen, Abbruchhäuser, Pornoschuppen und 3-Sterne-Restaurants. Zorcs Wohnort ist die leerstehende Pfefferburg. Inneneinrichtung: ein Bett, zurückgelassene Werkzeugbänke und Graffities an den Wänden: „Türken raus“.

Für Löwitsch ist Zorc in Sachen Zärtlichkeit und Erotik, intellektuell und körperlich radikaler und klarer formuliert. Das geht RTL-Chef Thoma nun doch etwas zu weit. Zorc sei keine neue Rambo-Serie, wirft er ein. Hatte er doch erst kürzlich eine Abrüstungsvereinbarung aller Sender über die Beschränkung von Gewaltdarstellungen angeregt. Vor allem bei den Eigenproduktionen sollten die Sender auf spekulative Gewaltdarstellungen verzichten, um ein gegenseitiges Hochschaukeln in diesem Bereich zu verhindern. Mit Zorc kommt aber genau das Gegenteil auf die Mattscheibe. Thoma winkt ab: Das sei nicht platte Gewalt, das sei Professionalismus, den man auch ins Ausland verkaufen könne.

Schließlich läßt sich RTLplus die neunteilige Serie mit Pilotfilm etwas kosten: 9.3 Millionen Mark. „Für eine Eigenproduktion vergleichsweise viel“, meint Thoma. Zorc — Mann ohne Grenzen wird noch bis Juni gedreht. Geplanter Sendestart: Oktober 1992. mail