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LEUTE VON HEUTEKlatsch von gestern

Was tun, wenn das Schicksal drohende, schwarze Schatten vorauswirft? Jürgen Mettkemeyer, Journalist der Nachrichtenagentur 'ap‘ und Einwohner von SO36 ging in die Offensive. Zum Auftakt seines siebten Ehejahres, das bekanntlich Zwist, Krise und Trennung bringen soll, lud Mettkemeyer zur Fete ein. Gegen ein Uhr nachts kam es zu einem schweren Zwischenfall. Senatssprecher Werner Kolhoff (SPD) und AL-Sprecher Stefan Noe steuerten gleichzeitig die letzte Büchse Becks auf dem Kühlschrank an. Kolhoff war schneller und Noe schon wieder in der Rolle des Verlierers. Doch Noe wollte nicht auch noch diese Kröte schlucken und setzte ein deutliches Signal. Sein Schrei „Koalitionskrise“ ließ den Gästen das Blut in den Adern gerinnen, Sozialsenatssprecherin Rita Hermanns, 'dpa'-Dienst Joachim Schöttes, AL-Sprecherin Jutta Maixner und der DDR -Dissidentenkreis um Roland Jahn, Ulli Neumann und Ralf Hirsch erkannten sofort den Ernst der Lage. Doch selbst die Drohung mit dem Ausstieg aus der Senatskoalition brachte Noe keinen Erfolg. Der SPD-Mann setzte sich durch und Noe blieb auf dem Trockenen. Nur gut, daß die Berliner Journaille so zahlreich vertreten war und die Koalitionskrise mit Rat und Tat mildern konnte. Gegen 1.40Uhr war wieder Friede bei Rot/Grün, denn irgendjemand hatte Bier geholt. Bald wird sich ohnehin niemand mehr für das ständige Rot/Grün -Gestreite interessieren, denn wenn die Mauer erst fällt, wird sowieso alles anderes. Einer trifft bereits Vorbereitungen für sein zukünftiges Wirken in der reformierten DDR: Roland Jahn, 1983 ausgebürgerter DDRler, will sobald wie möglich zurück. Die Abreise scheint nahe bevorzustehen. Jahn schlug am kalten Buffet so zielgerichtet zu, daß gut unterrichtete Kreise folgern, er lege sich eine Speckschwarte zu, um für seine entbehrungsreiche Zukunft in HO-Gaststätten und mit Konsumfraß vorzusorgen. Auch der ehemalige AL-Parteivorständler Johann Müller-Gazurek denkt an die Zukunft. Er legte auf der Rückkehr von seinem Urlaub in Australien extra einen Zwischenstopp in Bangkok ein, um sich einen schwarzen Seidenanzug maßschneidern zu lassen. Wann er ihn tragen will, ist ungewiß, auf den AL -Versammlungen in den schmuddeligen Räumen der AL-Zentrale erscheint er bislang noch in Zivil. Schärftens dementiert hat die AL ein Gerücht, das derzeit unter Kreuzbergs neuen Hausbesetzern kursiert: Spekulant Pohly, Besitzer des besetzten Hauses in der Ohlauer Straße soll AL-Mitglied sein. Das Gerücht war vor drei Jahren schon einmal aufgetaucht. Damals ergaben die Nachforschungen, daß Pohly in den Anfangsjahren der AL im Ausländerbereich mitgearbeitet hatte, aber nie Parteimitglied war, erinnert sich

Marianne

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