: „Klar ist die Breminale umstritten“
■ Als Gegenaktion war's mal geplant - jetzt finden sich 400 hiesige KünstlerInnen mitten auf der Breminale wieder, und praktisch für Gotteslohn
Es brummt also wieder auf den Osterdeichwiesen, die Breminale hat begonnen, und hinter den Kulissen brummt es gleich mit: Einige Bremer KünstlerInnen, die sich dieses Jahr zum „Umsonst & Draußen“-Projekt auf der Open-Air-Bühne zusammengefunden haben, sträuben sich ein bißchen dagegen, nahtlos in das Gesamtspektakel eingebunden zu sein.
400 MusikerInnen, TänzerInnen, SchauspielerInnen aus der freien Szene hatten sich vom Kulturzentrum Lagerhaus zu einem eigenen Breminale-Event zusammenbringen lassen. Von „Gegen-“ oder „Anti“-Breminale war zeitweilig die Rede gewesen. Jetzt aber finden sie sich mittendrin wieder: „Wir sollen quasi die Leute bei Laune halten, die draußen ihre Würstchen essen“, schimpft Carmen Ott-Neuhaus vom Jungen Theater.
Seit einigen Jahren war die freie Bremer Kulturszene kaum mehr auf der Breminale vertreten gewesen, weil diese gezwungen war, aus finanzieller Not andere Schwerpunkte zu setzen. Also mehr Gruppen von sonstwoher, vor allem Bands, bestellte. 1988 rief daraufhin das Wehrschloß die erste „Off-Breminale“ ins Leben. Als sich dann dieses Jahr das Lagerhaus mit dem Open-Air-Vorschlag an die Bremer Szene wandte, kam die Vorstellung, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, gut an. Carmen Ott-Neuhaus: „Aber daß wir jetzt – für eine lächerliche Gage – voll bei der Breminale mitmachen, durften wir vor ein paar Tagen auf den Plakaten lesen.“
Für den „Umsonst & Draußen“-Initiator Anselm Züghart vom Lagerhaus ist die Open-Air-Bühne trotz Einbindung immer noch ein eigenständiges „Fest im Fest“. Für ihn sei das ein erster Schritt auf dem Weg zurück zur alten Breminale-Tradition, mit viel mehr Präsenz von lokalen Kulturgruppen. Deswegen will Anselm Züghart – selbst langjähriger Breminale-Mitarbeiter – nun aber nicht gleich die Breminale zwei. „Klar ist die Breminale umstritten, weil sie diese Gratwanderung zwischen Eintrittspreisen, Biergasse und Kulturveranstaltungen geht. Aber sie hat auch ziemliche Signalwirkung nach außen.“ Und man könne das kostenlose „Umsonst & Draußen“ durchaus als Protestform sehen.
Nicht wenige Mitwirkende kriegen überhaupt kein Honorar. Und die (mageren) 12.000 Mark von Kulturbehörde und Ortsbeirat konnte das Lagerhaus nur locker machen, weil sich so viele Gruppen beteiligen wollten. „Die wiederum hätten das nicht getan, wenn das nicht als Lagerhaus-Projekt gelaufen wäre“, weiß auch Anselm Züghart. Immerhin habe aber die freie Szene auf der Open-Air-Bühne ja auch die seltene Chance, sich gemeinsam zu präsentieren. Und die will zum Beispiel selbst das Junge Theater allen Widerwillens zum Trotz nun auch nutzen. „Einfach wegbleiben bringt ja nichts.“ sip
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