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Klar für vorläufiges Vertrauen

■ GAL-Mitgliederversammlung gibt der Verhandlungskommission freie Fahrt / Die Nagelprobe kommt erst später - wenn sie denn kommt / Von Uli Exner

Sehen so die Sieger aus? Die TriumphatorInnen? Die, die erstmals in der Geschichte der grünen Partei in einer Landtagswahl 13,5 Prozent eingefahren haben? Die Arme kreuzweise vor die Brust gepreßt oder hinter den Kopf verschränkt, die Beine weit von sich gestreckt, zwei Finger sinnierend an die Wangen tippend oder beide Hände in den Schoß gelegt. Der Applaus der 200 GAL-Mitglieder, wenn er denn kommt, verhalten. Nix ist mit Standing Ovations für Spitzenkandidatin Krista Sager, wie sie wenige Stunden zuvor CDU-Wahlverlierer Dirk Fischer zum Trost erhalten hat. Der GAL-Parteitag: Eine Mischung aus Nervosität, Selbstbewußtsein, Zweifel und Skepsis wabert durch den Reimarus-Saal der Patriotischen Gesellschaft.

Klar, die Formalien stimmen. Kurze Wahlanalyse: „Entscheidend ... frühzeitige Festlegung auf Rotgrün ... prima KandidatInnen ... in allen Stadtteilen gewonnen“. Bericht der Sondierungskommission: „Hart, sachlich ... Knackpunkte bekannt ... es kann gehen, wenn man will“. Wahl der Verhandlungskommission, alle Strömungen sind vertreten: Sager, Biallas, Maier, Schaar, Schmidt, Littmann, Bachmann, Boehlich, Porschke, Möller-Biermann, alle dabei, keiner vergessen, überzeugende Mehrheit.

Ein kleiner Zwist über zwei Resolutionsentwürfe. Ergebnis: freie Fahrt für die Verhandlungskommission, für den „Erfolg des rotgrünen Reformbündnisses“, gegen die „Regierungsbeteiligung um jeden Preis“. Oder sollte man der Verhandlungscrew doch noch mal ein paar Essentials schriftlich in die Hand drücken, wie es einige Parteilinke fordern? Hafenstraße, Hafenerweiterung, Tunnelröhre, kommunaler Wohnungsbau, Akw-Ausstieg undsoweiter? Nicht nötig, wir vergessen schon nichts, erklärt Krista Sager. Klare Mehrheit für freie Fahrt, für vorläufiges Vertrauen in das Zehner-Team.

Die Nagelprobe, das weiß jeder im Saal, kommt später. Wenn sie denn kommt. Wenn sich der SPD-Vorstand am Donnerstagabend für rotgrün entscheidet. Wenn verhandelt wird. Und wenn eine Mitgliederversammlung schließlich, so gegen Ende Oktober, über ein Verhandlungsergebnis abstimmen muß. Auf gut 1,8 Milliarden Mark hat sich der in der Vorwahlzeit erarbeitete grüne Forderungskatalog summiert. Vorsichtig geschätzt. Angesichts der Haushaltslage „kein realisierbares Politikbündel“, wie es in einem parteiinternen Papier heißt.

Den „billigen Jakob“, hat Krista Sager mit Blick auf die SPD klarzustellen versucht, werde die GAL nicht spielen. Ob am Ende nicht jedes Verhandlungsergebnis jenseits des Scheiterns der Basis so erscheinen muß, als wäre die GAL genau jener, diese Frage wird nicht gestellt. Der zweifelnde grüne Blick richtet sich an diesem Tag nicht nach innen, sondern nach außen, zu Voscherau, zu den Sozis. Von der „Angst der SPD“ berichten Martin Schmidt und Thomas Littmann aus den Sondierungsgesprächen, nicht von der eigenen.

Siehe auch die Seiten 4 und 10

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