Klage wegen Hintergrundgesprächen: BND bald wohl transparenter
Ein Journalist wollte wissen, was der Nachrichtendienst ausgewählten Medienvertretern im Hintergrund mitteilt. Seine Klage könnte Erfolg haben.

Geklagt hatte Jost Müller-Neuhof, der rechtspolitische Korrespondent des Berliner Tagesspiegels. Er wollte wissen, wieviele vertrauliche Gesprächsrunden der deutsche Auslandsgeheimdienst mit Journalisten durchführt, welche Medienvertreter eingeladen waren und welche Themen dort behandelt wurden.
Der BND verweigert diese Auskunft. Zwar verrate der BND bei solchen Hintergrundrunden mit jeweils rund 30 Journalisten keine Geheimnisse, so BND-Anwalt Wolfram Hertel. Es könne jedoch zu diplomatischen Verwicklungen führen, wenn der BND öffentlich als Quelle der Einschätzung von bestimmten Entwicklungen im Ausland bekannt wird.
BND-Pressesprecher Martin Heinemann beschrieb das Interesse des Nachrichtendienstes an solchen Hintergrundgesprächen: „Der BND kann sich dort als kompetente Behörde und moderner Arbeitgeber darstellen.“
Anfragen nicht generell ablehnen
Anwalt Remo Klinger, der den Kläger vertritt, zeigte sich verwundert. „Wenn die Inhalte nicht vertraulich sind, warum sollen dann die Umstände der Vermittlung geheim bleiben?“ Auch der Vorsitzende Richter Ingo Kraft betonte, der BND könne Anfragen von Journalisten wie Müller-Neuhof nicht generell ablehnen, es müsse immer im Einzelfall abgewogen werden.
Daraufhin gab der BND bekannt, dass er im Jahr 2016 und bis zur Klageerhebung im Frühjahr 2017 vier solche Hintergrundrunden organisiert hatte. Drei davon fanden im BND-Gebäude in Berlin statt, eine in Pullach. Die Themen der Runden wollte der Dienst aber nur „vertraulich“ mitteilen. Darauf ließ sich Müller-Neuhof jedoch nicht ein und verlangte ein Grundsatz-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts.
Das Gericht wird seine Entscheidung am 18. September verkünden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Erstwähler:innen und Klimakrise
Worauf es für die Jugend bei der Bundestagswahl ankommt
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine
„Wir sind nur kleine Leute“
Sauerland als Wahlwerbung
Seine Heimat