Mit dem Kaufrausch auf du und du: Kita auf Rädern
■ Eltern kaufen ein, Kinder fahren Bahn
Der Einkaufsmarathon vor Weihnachten gehört zu den nervigen Dingen – vor allem, wenn kleine Kinder dabei sind. An den vier langen Samstagen vor dem Fest können Eltern ihre Kids nun in eine rollende Verwahranstalt geben: Eine „Kinderbahn“, angeboten von BSAG und der City-Initiative Bremen-Werbung, fährt die Kleinen zweimal täglich für zwei Stunden kostenlos durch Bremen.
25 Kinder ab vier Jahren haben in der mit Tischen und Toilette bestückten Straßenbahn Platz, sie werden von zwei Erzieherinnen betreut. Dabei wird die Bahn immer bunter, denn die Kids können basteln, Musik hören und spielen, auf einer Maltafel können sie sich verewigen. Hungrige und Durstige brauchen nicht zu quengeln, ihnen werden Kekse und Mandarinen zu Säften und Kakao angeboten. Laut wird es auf jeden Fall werden: Schon bei der Vorstellung der Bahn mit etwa zehn Kindern konnte man sich gestern kaum unterhalten. Für die Sorgenfreiheit der Eltern gibt es einen Funknotruf aus dem Wagen an die Zentrale, falls etwas passieren sollte.
Neben der Kinderbahn ist auch wieder ein Kinderhort in der Lloyd-Passage geplant, in den Eltern ihren Nachwuchs ebenfalls stecken können; so müssen sie die lieben Kleinen nicht aufs Kaufhausklo schicken, wenn deren Geschenke gekauft werden. Der Hintergedanke ist klar: Kundschaft soll in die Innenstadt gelockt werden und sich voll aufs Geldausgeben konzentrieren können.
In den Sommerferien war die Kinderbahn mit großem Andrang getestet worden. Mehr als 25 Kinder können aber nicht mitfahren, denn zu ihrer eigenen Sicherheit sollen alle einen Sitzplatz haben - wer zuerst kommt, ma(h)lt zuerst. Wolfgang Pietsch, BSAG-Sprecher: „Falls zu viele mitkommen wollen, versuchen wir, häufiger zu fahren.“ Der Umbau des Wagens hat die BSAG 30.000 DM gekostet, die Betriebskosten trägt die City-Initiative. Wenn die Maßnahme ankommt, soll sie wiederholt werden. Der betischte Wagen könnte nach Pietsch auch im normalen Verkehr eingesetzt werden.
Abfahrt jeweils um 11:30 und 14 Uhr an der Domsheide/Gerichtsgebäude. Anne Schmidt, Nils Kaczenski
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