: Kirchenglocken sollen schweigen
Frankfurt (ap) — In der Frage der Gestaltung des Vereinigungstages wollen sich Katholiken und Protestanten nicht für politische Ereignisse vereinnahmen lassen. Die Leitungsgremien der beiden Kirchen wenden sich entschieden gegen das Begehren Kohls, am 3. Oktober möglichst viele Glocken läuten zu lassen. Zudem sorgte eine Äußerung des Kanzlers, die Argumente der Glaubensgemeinschaften seien an „Dämlichkeit, Torheit und Hinterfotzigkeit“ nicht zu überbieten, für Irritationen. Rudolf Hammerschmidt vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz begründete gestern die Haltung der katholischen Bischöfe so: „Die Glocken läuten nur zu Gottesdiensten oder wenn sie unmittelbar zum Gebet rufen. Von diesen Anlässen losgelöst, sollte es kein Läuten geben.“ Diese Meinung vertritt auch der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hartmut Löwe. Auch in den evangelischen Landeskirchen wächst der Widerstand gegen „laute Glockentöne“ am Tag der deutschen Einheit. Es handele sich dabei um eine nicht statthafte Verknüpfung des christlichen Symbols mit rein nationalen oder politischen Angelegenheiten. In Kreisen der katholischen Amtskirche hieß es am Donnerstag, man wolle in der Frage eines Glockengeläutes am Tag der deutschen Einheit auch auf „die Ökumene Rücksicht nehmen“. Die Katholiken wollten wegen dieser Angelegenheit auf keinen Fall in Gegensatz zur evangelischen Kirche geraten. Die Deutsche Bischofskonferenz wird sich Ende September in ihrer Herbstvollversammlung mit dem Thema beschäftigen.
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