jugendstrafe gefordert : Kirchen zeigen die rote Karte
Arbeit als Putzfrau oder Kellnerin in Deutschland plus Unterkunft und Pass - so ähnlich lauten die verlockenden Angebote der Menschenhändler, zumeist in Osteuropa. Gehen junge Frauen darauf ein, erwartet sie ein Albtraum: die Zwangsprostitution. 30.000 Frauen werden Schätzungen zufolge zur Fußball-WM auf diese Weise nach Deutschland gebracht.
In einer Großoffensive wenden sich die Hamburger Kirchen gegen diese „moderne Form der Sklaverei“, wie Erzbischof Werner Thissen den Menschenhandel gestern nannte. Bischöfin Maria Jepsen von der Nordelbischen Landeskirche kündigte an, die soziale Arbeit an den Brennpunkten auszubauen - dafür würden allerdings Hilfe und Geld benötigt.
In einem Informationsheft, der „gelben Karte“, macht die Hilfsorganisation „Solwodi“ potenzielle Opfer schon in ihren Heimatländern auf die Gefahren aufmerksam. Als Pendant wird die „rote Karte“ in Deutschland verteilt. Sie enthält auch eine Notrufnummer (0800/11 17 77), an die sich Opfer wenden können. Hier werden Gespräche rund um die Uhr in fünf Sprachen entgegengenommen. Hilfesuchende kann „Solwodi“ in neutralen Wohnungen unterbringen und betreuen. Spender und Helfer sind auch hier willkommen.
Kritisch äußerte sich Jepsen über die Politik, die „den Wirtschaftsfaktor Frau“ billigend zur Kenntnis nehme, wie auch über jene Zeitungen, die über Kontaktanzeigen am Geschäft mitverdienten. In Grundgesetz und Bibel stünden klare Worte über die Würde des Menschen. Thissen mahnte an, das WM-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ ernst zu nehmen: „Freund und Freier“, so der Bischof, „schließen sich aus.“ MB