Kirchen rüffeln CDU-Anzeige

■ Christenpartei macht Wahlkampf gegen Asylbewerber/ Caritas: „Zynisch“

„Sollen nach dem 21. April noch mehr Asylanten nach Rheinland-Pfalz kommen?“, macht die CDU in einer Anzeigenkampagne mobil gegen „Asyltourismus“ und „Asylantenflut“. Fast klingt es, als habe ein übergelaufener Rekrut der Reps den Annoncentext verfaßt. Es ist nur noch vom „Recht auf Asyl“ die Rede, nicht mehr vom „Grundrecht auf Ausyl“. Das Grundgesetz soll nach CDU-Willen geändert werden. Alle Flüchtlinge, „deren Asylanspruch offensichtlich unbegründet ist“, wollen die Christdemokraten in „Sammelunterkünfte“ pferchen. Sozialhilfe für die Flüchtlinge soll es wie im Saarland künftig nur in Naturalien geben.

Der Aufschrei der Kirchen war nicht zu überhören. Kirchenpräsident Helmut Spengler (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau) rüffelte die CDU, sie schüre „irrationale Ängste“. Friedel Theysohn, Landesdiakoniepfarrer der evangelischen Kirche, nannte die CDU- Werbung „unchristlich, unmoralisch und unmenschlich“. Die katholischen Caritas-Verbände kritisierten CDU-Wortschöpfungen wie „Asyltourismus“ als „zynisch“ und fordern: „Kein Wahlkampf auf dem Rücken der Schwachen.“ Dasselbe verlangte auch die überkirchliche Hilfsorganisation Pro Asyl. Die katholische Friedensbewegung Pax Christi zeigte sich „bestürzt“.

Zurückhaltender, aber eindeutig kritisierte auch das Bischöflische Ordinariat in Mainz den CDU-Stimmenfang. Die Pressestelle des Mainzer Bischofs und Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, sah zwar „wegen der nahen Wahlen“ von einem direkten Kommentar ab. Sie verwies aber auf das diesjährige Hirtenwort der Bischöfe von Rheinland-Pfalz. Dort heißt es — im Gegensatz zur CDU-Anzeige: „Verfolgte und aus ihren Heimatländern Vertriebene erwarten bei uns eine menschenwürdige Aufnahme“.