Kirche und Politik: Gehet hin in Frieden und wählt CSU!
Markus Söder mahnt die Kirchen zur Zurückhaltung bei politischen Themen. Er möchte die Kirchen nach seinem Gusto christlich machen.
![Markus Söder beim Papst Markus Söder beim Papst](https://taz.de/picture/7519044/14/imago474590878-1.jpeg)
Markus Söder redet bereitwillig über seinen Glauben. Dass er dankbar sei, glauben zu können, sagt er gern. Jesus findet er sowieso spitze. Der sei der „größte Charismatiker der Weltgeschichte“ gewesen, hat er einmal gesagt. Das wäre er vielleicht selbst auch ganz gern. Im Auto hört er angeblich regelmäßig die Bibel als Audiobook. Als er die bayerischen Behörden angewiesen hat, Kruzifixe an ihren Gebäuden anzubringen, da fühlte er sich pudelwohl in seiner Rolle als Kreuzritter. Beim Papst war er auch schon das eine oder andere Mal, obwohl er doch eigentlich evangelisch ist.
Und dann fallen ihm die Kirchen in den Rücken und kritisieren die Union dafür, dass sie Mehrheiten für ihre Migrationspläne zusammen mit der AfD bildet.
So nicht! Das war der Tenor der Kritik an den Kirchen, die der bayerische Ministerpräsident in seiner Rede auf dem kleinen Parteitag der CSU am Samstag in Nürnberg verlautbart hat. Die sollten sich mehr um christliche Themen kümmern. Ein Beispiel hatte er da auch gleich parat: den Schutz des ungeborenen Lebens. Wie ein finsterer Evangelikaler aus den USA ist er da dahergekommen und hat damit ganz nebenbei schon mal klargemacht, dass Schwangerschaftsabbrüche illegal bleiben sollten.
Aber wehe, die Kirchen treten für den Schutz migrantischen Lebens ein! Wie eine Drohung war das, worauf Söder dann angespielt hat: Der Freistaat zahle die Gehälter der Kirchendiener, sagte er. Die Staatsleistungen an die Kirche sind im sogenannten Konkordat geregelt, einem Vertrag, in dem die Kirchen sehr gut wegkommen. Von Gegenleistungen ist da aber nicht die Rede. Für Söder scheint dennoch klar zu sein: Wer zahlt, schafft an.
Und noch eine Mahnung hat Markus Söder am Samstag in seine Rede vor erlesenem Parteivolk gepackt. „Nicht vergessen, wer am Ende noch an der Seite der Kirche steht. Das sind nämlich wir. Nicht, dass man irgendwann ganz plötzlich allein steht. Denkt mal darüber nach!“
Da ist doch einiges verrutscht über die Jahre. Die CSU möchte die Kirchen nach ihrem Gusto christlich machen. Früher, ja, da hätte es so etwas nicht gegeben. Legendär sind die Geschichten von den Pfarrern, die am Wahlsonntag den Gläubigen mit dem Segen den Auftrag zur Stimmabgabe für die CSU mit auf den Weg gaben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
TV-Duell zwischen Scholz und Merz
Feels like Groko
Rechtsextreme und Homosexualität
Who the fuck is Alice?
Scholz und Merz im Kanzlerduell
Ein bisschen Streit
Sprachverbote auf Palästina-Demos
Deeskalation sieht anders aus
Fünfpunkteplan beschlossen
Linke will Vermögen von Milliardären halbieren
Faktencheck zur Schuldenbremse
Wird nicht investiert, erben unsere Kinder eine Schrotthalde