piwik no script img

Kirche schützt Sexualstraftäter

■ Wegen Sexualstraftaten verurteilter Priester immer noch im Kirchendienst / Sexueller Mißbrauch schon vor 13 Jahren

Mainz (taz) – Am späten Mittwoch nachmittag demonstrierten Vertreterinnen verschiedener hessischer Frauenhäuser vor dem Bischöflichen Ordinariat in Mainz gegen den katholischen Pfarrer und Dekan Roman Frauenholz. Frauenholz wurde im März vom Landgericht Darmstadt zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und zur Zahlung einer Geldstrafe von 30.000 DM wegen sexuellem Mißbrauch an zwei Mädchen während seiner Amtszeit als Dekan im Odenwald verurteilt. Zur Zeit wartet er im Kloster Maria Laach auf den Prozeß eines Kirchengerichtes, das seine Arbeit aufnehmen wird, sobald die schriftliche Urteilsbegründung aus Darmstadt vorliegt.

Frauenholz, dessen Vorliebe der Jugendarbeit galt, wird nach Meinung der Frauen von der Kirche trotz des anstehenden Prozeßes noch immer geschützt. In einem Flugblatt forderten sie: „Öffentliche Benennung von Frauenholz als sexuellem Gewaltverbrecher durch die katholische Kirche und endgültigen Ausschluß aus dem kirchlichen Dienst“. Nach einem Gespräch mit Generalvikar Luley, dem Vorgesetzten von Roman Frauenholz, erklärte Britta Katschmaree vom Darmstädter Frauenhaus: „Leider haben wir keine Zusage, daß unsere Forderungen auch erfüllt werden. Wir werden weitere Aktionen folgen lassen, um das Problem öffentlich zu machen, denn die Frauen, die mißbraucht worden sind, leiden ein Leben lang unter den ihnen zugefügten Mißhandlungen.“

Dem Vorwurf, die Kirche habe von den Verfehlungen Frauenholz' gewußt, widersprach der Pressereferent des Ordinariats, Jörg Strickstrock. Es sei richtig, daß schon vor 13 Jahren ein Fall von sexuellem Mißbrauch an einem Mädchen in der Gemeinde Klein-Krotzenburg durch Frauenholz bekannt geworden sei. Die Eltern des Mädchens verzichteten damals auf eine Strafanzeige, da der zuständige Gemeindepfarrer ihnen zusicherte, daß Frauenholz dort nicht mehr tätig sein würde. Der Pfarrer meldete den Vorfall dem Bischöflichen Ordinariat in Mainz, wo es laut Strickstrock ein Gespräch mit Frauenholz gegeben habe. Die Sache sei aber nicht an seine damaligen Vorgesetzten weitergeleitet worden. Die Gründe dafür, so Strickstrock, ließen sich nicht mehr rekonstruieren, da der damals zuständige Mitarbeiter seit Jahren nicht mehr im Amt sei.

Erst 1992, als zwei weitere junge Frauen ihr Schweigen brachen und Strafanzeige gegen Frauenholz wegen seiner sexuellen Übergriffe stellten, kam der Prozeß ins Rollen, der schon vor 13 Jahren hätte stattfinden müssen. Annic Effertz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen