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Kirche: Homo-Sex ist keine Sünde

■ „Streng vertrauliches“ Kirchenpapier zu Homosexualität vor Braunschweiger Synode

Den Vermerk „streng vertraulich“ trägt ein Papier des Gemeindeausschusses zum Thema Homosexualität, dem die am Wochenende in Braunschweig tagende Synode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig zustimmen soll. Darin wird die Auffassung vertreten, daß Homosexualität eine „Variante“ der Natur und keine Sünde sei. Aus Gefühlen und Ängsten andersdenkender Christen solle sich für Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter „nicht ein grundsätzliches Ordinations-, Anstellungs- oder Einführungshindernis ableiten“.

In dem Papier wird eine der Eheschließung vergleichbare Segnung von homosexuellen Paaren durch die Kirche abgelehnt. Das Zusammenleben Homosexueller in Pfarrhäusern sei „vermutlich in vielen Gemeinden nicht möglich, da Erfahrungen aus individueller Lebensgeschichte und religiöser Hintergrund der Gemeindemitglieder dem entgegenstehen könnten“. Wie ein Mitglied des Gemeindeausschusses dem epd sagte, sei dies ein Votum für Einzelfallentscheidungen. Der Vorsitzende des Gemeindeausschusses, Predigerseminar-Direktor Helmut Liersch, sagte am Dienstag auf Anfrage des epd, es handle sich um ein in langer Diskussion auch mit betroffenen entstandenes Papier. Aus seiner Sicht sei es relativ zurückhaltend und konsensfähig. Nach den Vorstellungen des Gemeindeausschusses solle es von der Landessynode zustimmend zur Kenntnis genommen und dann in den Kirchengemeinden weiter diskutiert werden.

Den Vermerk „streng vertraulich“ begründete Liersch mit dem Hinweis darauf, daß das Papier zunächst der Synode zukommen und nicht etwa zuvor in Auszügen kursieren sollte. Einzelheiten sind jedoch am Dienstag durch eine Veröffentlichung des „Informationsdienstes der evangelischen Allianz“ bekanntgeworden. Der Pressesprecher der braunschweigischen Landeskirche, Claudius Müller, bezeichnete diese Weitergabe als „besonders ärgerlich“. Inzwischen haben, wie epd ergänzend erfuhr, bereits einzelne Pfarrer Protestbriefe gegen das Papier formuliert.

epd

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