: Kippt SDI ABM–Vertrag?
■ USA macht Einhaltung des ABM–Vertrags von Fortschritten in SDI–Forschung abhängig / Shultz: Stationierung nicht 1987
Washington (afp) - US–Außenminister Shultz hat am Dienstag die Ansicht vertreten, Präsident Reagan werde dieses Jahr keine Entscheidung über die teilweise Stationierung von SDI zu treffen brauchen. Vor dem Streitkräfteausschuß des Senats sagte der Minister, zwar schritten die Forschungsarbeiten zur SDI zügig voran, seiner Meinung nach aber doch nicht so schnell, daß in den nächsten Monaten irgendetwas zu dislozieren sei. Shultz nahm auch kurz zu der amerikanischen Truppenpräsenz in Europa Stellung. Ein teilweiser Abzug wäre ein „schwerer Fehler“, sagte er. Das Atlantische Bündnis sei der „Eckpfeiler unserer Areit mit unseren Freunden und Verbündeten.“ Zu SDI betonte der Minister, die USA würden möglicherweise vom 1972 geschlossenen ABM– Vertrag über Raketenabwehrwaffen abgehen, sobald die SDI–Forschung die Errichtung eines wirksamen Schutzschildes ermögliche. Sei die Sowjetunion nicht bereit, das Abkommen so zu ändern, daß das US–Abwehrsystem stationiert werden könne, würden die USA den Vertrag aufkündigen. Der Minister wollte Informationen über eine SDI–Sitzung Reagan mit seinen wichtigsten Mitarbeitern am Dienstag nicht bestätigen. Aus unterrichteter Quelle hieß es dagegen etwas später, die Beratungen hätten sehr wohl stattgefunden. Es sollen beträchtliche Divergenzen zwischen dem Verteidigungs– und dem Außenminister bestehen, der befürchtet, eine SDI–Entscheidung könnte jede Aussicht auf ein Abrüstungsabkommen mit der Sowjetunion zunichte machen. Die Befürworter des „Kriegs der Sterne“ dagegen fordern von Reagan einen Beschluß vor Ablauf seines Mandats im Januar 1989, um sicherzustellen, daß sein Nachfolger das Programm nicht aufgibt.
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