Kino zwischen Kerzen

KINO Drei Hamburger Bestattungsunternehmen haben eine Filmreihe gestartet: Gezeigt werden Filme über den Tod und zwar da, wo sonst die Särge stehen

Während der Vorführungen wird kräftig aufgetischt

Früher traf der Tod die Menschen selten unvorbereitet. Im Mittelalter wussten gute Christen ihr eigenes Ableben präzise zu planen – war es doch der Moment, der den Übergang in die Ewigkeit markierte. Ganze Bücher wurden über die Kunst des Sterbens verfasst: Eine „Ars moriendi“, die in gewisser Weise auch eine Ars vivendi war.

Heute ist der Tod ein bisschen aus unserem Blickfeld gerückt. Die Lebenserwartung steigt, doch das Ende des Lebens spielt sich vor allem in Altersheimen ab. „Wir haben den Tod aus der Gesellschaft verdrängt und das Abschied nehmen verlernt“, sagt Annette Rosenfeld vom Hamburger Bestattungsunternehmen Trostwerk.

Gemeinsam mit ihren Kollegen von den Unternehmen Memento Mori und Leuchtfeuer Lotsenhaus hat sie eine Filmreihe organisiert, die in den Räumlichkeiten der Bestatter stattfindet. Gezeigt werden Filme, die sich mit dem Tod beschäftigen. Kino also in ganz besonderer Atmosphäre: Kerzen, gedimmtes Licht, künstlerisch arrangiertes Ambiente und Bilder, die von Vergänglichkeit handeln. Vor jedem Film geben Trauerredner eine professionelle Einführung.

„Wer offener für den Moment des Todes ist, weiß die Kostbarkeiten des Lebens mehr zu schätzen“, sagt Rosenfeld. Die Kostbarkeiten: Das können Kleinigkeiten sein, die den Tag versüßen, es können schöne Bilder sein, ein Gläschen Wein oder ein gutes Essen. Und deshalb wird während der Vorführung auch kräftig aufgetischt: Pancakes mit Ahornsirup, Grilled Cheese, dazu Bier, Wein, Bionade. Eine Art fröhlicher Leichenschmaus in den Räumen, in denen so oft getrauert wird.

Das Sterben akzeptieren, um das Leben zu genießen – das ist ein Anspruch, der auch auf der Leinwand umgesetzt wird. „Mein Leben ohne mich“ heißt der Film, der ab dem 4. November vier Tage lang im Hamburger Trostwerk läuft. Es ist die Geschichte der 23-jährigen Ann, die erfährt, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben hat, eine Behandlung ihrer Krebserkrankung verweigert und sich statt dessen daran macht, eine Liste zu schreiben: Dinge, die sie noch erleben möchte, und die sie sonst wohl nie getan hätte.

„Mein Leben ohne mich“, Trostwerk, 4. bis 7. 11., Einlass 19 Uhr, Filmstart 21 Uhr „Das süße Jenseits“, Leuchtfeuer Lotsenhaus, 2.12. bis 5.12., Einlass 20 Uhr, Filmstart 21 Uhr