piwik no script img

Kinderstar und SchauspielerinChristine Kaufmann ist tot

Sie war das Rosen-Resli und die Ehefrau von Tony Curtis, spielte in Fassbinder-Filmen und bei „Monaco Franze“ mit. Nun ist die Schauspielerin mit 72 Jahren gestorben.

Beim Rosenball 2008 in Berlin: Christine Kaufmann Foto: dpa

München dpa | Als Rosen-Resli wurde sie zum Kinderstar, später machte sie Schlagzeilen in Hollywood und glänzte in der bayerischen TV-Kultserie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“. Christine Kaufmann schrieb Bücher über Lebenslust, gab Beauty-Tipps und hatte eine eigene Kosmetikserie. Mit 72 Jahren ist die Schauspielerin und Autorin in der Nacht zum Dienstag gestorben. Zuletzt hatte sich die Familie sehr besorgt über den Gesundheitszustand der erkrankten Künstlerin geäußert.

Von Kindesbeinen an stand die am 11. Januar 1945 in Lengdorf in der Steiermark geborene Tochter eines ehemaligen deutschen Offiziers und einer französischen Maskenbildnerin im Rampenlicht. Erste Schritte ins Showleben machte sie – gemanagt von ihrer ehrgeizigen Mutter – mit sieben Jahren im Ballett des Münchner Gärtnerplatztheaters.

Nach einem Kinodebüt in dem Zirkusfilm „Salto Mortale“ spielte sie sich als Neunjährige in dem Film „Rosen-Resli“ nach dem Buch von Johanna Spyri unter der Regie von Harald Reinl 1954 in die Herzen der Kino-Zuschauer.

Die Karriere als Kinderstar war für sie allerdings nicht leicht. „Ich war sehr isoliert. Und die Verantwortung, als Neunjährige eine Familie erhalten zu müssen, war fast zu viel für ein Kind“, sagte sie 2014 der Zeitschrift „Woman“.

Mit 15 Jahren dann die höchste Auszeichnung: Für ihr Hollywooddebüt in „Stadt ohne Mitleid“ (1961) erhielt Kaufmann einen Golden Globe. Die Kritik feierte die Darstellerin, die an der Seite von Kirk Douglas ein Kleinstadtmädchen spielte, das Opfer einer Vergewaltigung wird. Es folgten weitere Engagements in Hollywoodstreifen wie „90 Minuten nach Mitternacht“ (1962) oder „Taras Bulba“ (1962).

Doch die junge Frau machte auch privat Schlagzeilen: 1963 heiratete sie den 20 Jahre älteren Tony Curtis und zog sich für einige Jahre von der Filmarbeit zurück. Keine glückliche Ehe, wie sie später immer wieder beteuerte. Sie sei für ihn lediglich eine hübsche junge Visitenkarte gewesen.

Als die Ehe nach fünf Jahren geschieden wurde, kehrte sie mit ihren Töchtern Alexandra und Allegra nach Deutschland zurück. Bei dem erbitterten Sorgerechtsstreit wurden die Kinder sogar nach Los Angeles entführt.

Auch als Autorin aktiv

In Deutschland gelang ihr das Comeback: Sie war in TV-Serien wie „Der Kommissar“ und „Derrick“ zu sehen und gewann mit Regisseuren des Neuen Deutschen Films Profil. Sie spielte in Werner-Schroeter-Filmen wie „Der Tod der Maria Malibran“ und „Tag der Idioten“. 1981 drehte sie mit Rainer Werner Fassbinder an der Seite von Stars wie Barbara Sukowa, Hanna Schygulla, Armin Mueller-Stahl und Mario Adorf die Filme „Lola“ und „Lili Marleen“.

Für viele Fans unvergessen sind ihre Auftritte in der TV-Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ des Bayerischen Rundfunks Anfang der 80er Jahre. Neben Helmut Fischer und Ruth Maria Kubitschek konnte Christine Kaufmann hier als Mauerblümchen Olga ihr komödiantisches Talent zeigen.

An diese Figur schloss sie nach eigenem Bekunden wieder an, als sie im Dezember 2014 als skurrile Geisterbeschwörerin in Noël Cowards Schauspiel „Funkelnde Geister“ am Landestheater Linz auf der Bühne stand. „Ich wollte immer diese Rolle der komischen Alten spielen“, sagte sie damals den „Oberösterreichischen Nachrichten“ und bekannte: „Ich bin ja ein großer Theater-Fan: Theater ist so schön wie Radfahren!“

Neben ihren Engagements als Schauspielerin war Christine Kaufmann auch als Autorin aktiv. Sie schrieb Bücher mit Titeln wie „Verführung zur Lebenslust“, „Der Himmel über Tanger“ und „Scheinweltfieber“, gab Wellness- und Beauty-Tipps und vertrieb ihre eigene Kosmetiklinie. Medien nannten sie die „schönste Großmutter Deutschlands“. Mit Leidenschaft pflegte Kaufmann, die vier Mal verheiratet war, das Familienleben mit ihren Töchtern und Enkeln. Uralt zu werden, war aber nicht ihr Wunsch. „Ich interessiere mich für ein gutes Leben, nicht für ein langes. Ich habe auch keine Angst vorm Sterben“, sagte sie der Zeitschrift „Woman“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Das erste mal wurde ich in den frühen Siebzigern auf Christine Kaufmann aufmerksam: Die BILD meldete, daß sie hascht - im damals üblichen Tonfall der totalen Ablehnung. Sie war mir dann gleich sympathisch und ich merkte mir den Namen. Zehn Jahre später sah ich das Rosen-Resli, da war sie zum Verlieben. Seitdem suchte ich zwar nicht nach Meldungen, die sie betrafen, aber ich nahm sie interessiert zur Kenntnis. Und nun also das Ende ihres Erdenweges.

    So leb' denn wohl, Christine - und:

    Gute Reise!

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Mein Jugendschwarm

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @571 (Profil gelöscht):

      Kann man leicht verstehen. Sie hatte was und es war weit mehr als Gutausschauen.

  • Eine tolle Schauspielerin. Ich hab sie immer gern gesehen. R.I.P.