Kinderführerschein : Kinder erziehen mit zwei Promille
Eine „Schande für Deutschland“, so titelte die Bild-Zeitung gestern, sei das, was Eltern da mit ihren Kindern anstellten. Anlass war die tot neben ihrer betrunkenen Mutter aufgefundene Leonie. Es ist gut, dass die Medien solche extremen Fälle von Kindesmisshandlungen ins Zentrum rücken. Vor allem, wenn dadurch auch der Normalfall Nachrichtenwert bekommt.
Kommentarvon Klaus Wolschner
Der Normalfall ist, dass jeder, der ein Auto führen will, deutlich schärferen Kontrollen unterliegt und mehr Schulungen durchlaufen muss als jemand, der Verantwortung für Kinderziehung übernehmen will. Für das Autofahren gibt es strenge Promille-Grenzen, aber keine Regel verbietet Eltern mit zwei Promille im Blut den Umgang mit ihren Kindern. Das Erziehungsrecht stammt eben aus Zeiten, in denen von acht Kindern sowieso drei oder vier unterwegs starben.
Offensichtlich geht in der Single-Gesellschaft auch die soziale Kontrolle verloren, die sonst Auswüchse vermeiden hilft. Es ist kein Zufall, dass aus türkischen Familien kaum Verwahrlosungs-Fälle bekannt werden – da ist immer eine Tante oder eine Oma, die aufpasst.
Postkarten mit Denkanstößen zu versenden ist immer gut, insbesondere wenn die EU das fördert. Angesichts des Problems ist es eher eine Dokumentation der Hilflosigkeit.
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