■ Bücher.klein: Kinder im Versteck
An die Schritte auf der Treppe erinnern sich alle. Entweder schafften es die Eltern vor der eigenen Deportation noch, ihre Kinder bei Verwandten oder Freunden unterzubringen. Oder irgendwann kamen junge Männer oder Mädchen aus dem Widerstand und nahmen sie mit. Wie erlebten jüdische Kinder ein oft christliches Milieu? Welche Verleugnungsleistungen waren nötig, um zu überleben? Wie kamen sie mit dem Verlust der Eltern zurecht? Wer half ihnen und warum? Welche Traumata schleppen sie heute noch mit sich herum? Fragen, auf die der französische Autor Raphael Delpard mit viel O-Ton und wenig, aber angebrachter Reflektion antworten will. Das vielleicht verrückteste Schicksal: Marcel F., der als dreizehnjähriger in eine Schaustellerfamilie geriet. „Ich habe zwei phantastische Jahre verbracht. Wir waren eine große Familie und immer auf Reisen. Und man ließ uns in Ruhe. Sogar deutsche Soldaten kamen.“ „Hatten Sie da keine Angst?“ – „Ach woher. Ich schnitt ihnen Fratzen oder machte ihnen eine lange Nase, und die nahmen das als Übermut und lachten.“ AS
Raphael Delpard, „Überleben im Versteck – Jüdische Kinder 1940-1944“, Dietz Verlag, Bonn, 263 S., 32 DM
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