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Kieler WocheKieloben

■ Fischbuden, Kulturveranstaltungen, Impressionen vom Volksfest

Erwachsene Männer in blau-weißgestreiften Fischerkostümen und kecken Halstüchern stehen im ersten Stock des hellerleuchteten „Backfischturmes“ und braten Fische, als ginge es um ihr Leben. Sobald eine Ladung fertig ist, wird schrill gepfiffen und die portionsgerechten Seelachsstückchen finden per Rutsche ihren Weg an den Tresen. Rund um den Turm bestaunt die Menge die Jungens bei der Arbeit. Beim Nachobenschauen wird der Kopf in den Nacken gelegt - die Beobachterin fühlt sich an eine Seehundsfütterung erinnert. Backfisch ist einer der Renner der 99. Kieler Woche - mehr als 10 000 Stück, so schätzt ein Budenbesitzer, verschwinden täglich in den Schlünden der Besucherinnen.

Das kulinarische Angebot ist, wie üblich auf deutschen Volksfesten, recht opulent, aber die Stadt ist bemüht, aus dem sportlichen Ereignis auch ein kulturelles und soziales werden zu lassen. Von dem Motto „Europa '93 - Angst und Hoffnung“ist zwar an der Spiellinie nicht viel zu spüren, sondern eher in den sich über die ganze Stadt erstreckenden Rahmenveranstaltungen., etwa für die Jüngsten die Tobe-und Spielzelte . Die Erwachsenen vergnügen sich derweil bei Livemusik, Kleinkunst und Theater.

Die Kieler behandeln ihre Künstler freundlich, verzeihen ihnen Peinlichkeiten - wie die Abschlußveranstaltung des Amateurtheaters Protrako, wo die Vortragenden kaum Schultheaterniveau zu erreichen vermochten - und klatschen auch bei den gecoverten Rockklassikern der etwas motivationslosen Sweet Soul Sister am Samstagabend mit. Für die Budenbesitzer ist ab zwölf Uhr Schluß, aber weitergefeiert wird noch bis in die Nacht. Am nächsten Morgen ab zehn Uhr gibt's dann wieder Backfisch.

Birgit Maaß

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