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Kieler Bürgermeisterin Volquartz"Schwarz-grüne Chemie stimmt"

In Kiel klappt die Koalition von CDU und Grünen, so Oberbürgermeisterin Volquartz vor der Hamburg-Wahl. Auch bei der Bundes-CDU finde das Modell Zuspruch.

Positives Feedback von Angela Merkel zu Schwarz-Grün: Kiels Oberbürgermeisterin Volquartz Bild: dpa

taz: Frau Volquartz, machen es die Hamburger den Kielern nach und es kommt zu Schwarz-Grün, wenn es die Wahlergebnisse am Sonntag hergeben?

Angelika Volquartz: Warten wir die Wahl ab. Dann muss Ole von Beust entscheiden.

Wie kriegt man Schwarz-Grün bei der CDU-Basis durch?

Wir haben in Kiel schon im Wahlkampf entdeckt, dass die Chemie mit den Grünen stimmt. Die Übereinstimmungen waren frappierend. Deshalb liefen auch die Verhandlungen zügig und pragmatisch. Das überzeugt.

Die Alt-Konservativen haben nicht aufgemuckt?

Es gab keine Zerreißproben. Als der Parteitag der Kieler CDU über Schwarz-Grün abstimmen sollte, lief es zwar erst nicht so glatt: Wegen eines Gewitters konnte mein Flugzeug in Berlin nicht starten und ich musste per Telefon zugeschaltet werden. Aber es ist sehr, sehr gut geworden. Es waren etwa 140 Teilnehmer. Nur fünf haben gegen Schwarz-Grün gestimmt.

In Baden-Württemberg ist Schwarz-Grün 2006 auf Landesebene an den Traditionsteilen der CDU gescheitert. Was ist dort anders als bei Ihnen?

Dort war ja eine schwarz-gelbe Mehrheit vorhanden, die schon vorher regiert hatte. Das ist eine andere Grundlage, als wenn eine große Koalition die einzige Alternative zu Schwarz-Grün ist. In Kiel sind wir natürlich auch eine Großstadtpartei, sodass uns das leichter gefallen ist.

Es klappt in der Großstadt besser, wo die ländliche CDU nicht mitredet?

Vielleicht. Aber auch auf dem Land wird in Gemeinderäten und Kreistagen über die Fraktionsgrenzen kooperiert, auch zwischen CDU und Grünen.

Die Handelskammer in Kiel schimpft, die Grünen hätten wichtige Infrastrukturmaßnahmen verhindert.

Das ist so nicht richtig. Der Flughafen wird nicht gebaut, aber wir sehen, wie viel öffentliches Geld Regionalflughäfen anderswo verschlingen. Das geben wir für andere Infrastrukturmaßnahmen und Soziales aus. Beim Hafenausbau sind die Grünen mitgegangen. Alles lief pragmatisch.

Wie lösen Sie Konflikte mit den Grünen?

Man darf Konflikte erst gar nicht entstehen lassen.Wir treffen uns, ohne es an die Rathaustür zu schreiben. Und nicht nur, wenn es brennt, sondern wöchentlich, manchmal öfter. Wir können uns aufeinander verlassen. So ein schwarz-grünes Vertrauen ist schon ein großes Glück.

Wo sind die Gemeinsamkeiten mit den Grünen?

Beide Seiten sagen: Wenn die Stadt kein Einkommen generiert, können wir soziale Projekte nicht ausreichend finanzieren.

Die SPD nennt das Sparen auf Kosten der Schwächeren.

Ach, das ist doch gerade der Kummer der SPD: dass wir im Sozialen so nachgelegt haben. Wir gehen punktgenau vor, um in problematischen Stadtgebieten etwas anbieten zu können: außerschulische Betreuung oder Sozialpädagogen in Schulen. Wir haben in ganz Kiel viele Krippen- und Kita-Plätze geschaffen.

Aber der Schuldenabbau ist die große Gemeinsamkeit von Schwarz und Grün in Ihrer Stadt?

Wir halten unser Sparziel streng ein, obwohl wir hohe Gewerbesteuereinnahmen hatten. Wir haben damit das Defizit abgebaut.

Sie sitzen im CDU-Bundesvorstand. Da hat Ole von Beust schon für Schwarz-Grün geworben. Helfen Sie ihm dabei?

Ich will Ole von Beust nicht in den Wahlkampf reinreden. Was den CDU-Bundesvorstand grundsätzlich betrifft, gibt es dort durchaus Sympathien für Schwarz-Grün.

Was für ein Feedback bekommen Sie von Angela Merkel für Ihr schwarz-grünes Bündnis?

Ein Gutes. Ich glaube, sie ist zufrieden.

INTERVIEW: GEORG LÖWISCH

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