Keylogger-Affäre: Früherer taz-Redakteur verurteilt
Ein Ex-Redakteur der taz muss wegen des Ausspähens von Computern 6.400 Euro Strafe zahlen. Der Strafbefehl ist nun rechtskräftig.
Die insgesamt 6.400 Euro Geldstrafe muss er zahlen, weil er im Zeitraum von über einem Jahr einen Keylogger einsetzte. Mit diesem fing er Daten an Computern von KollegInnen ab und loggte sich mit den dadurch erlangten Passwörtern in fremde Accounts ein.
Wenn ein Keylogger, der einem USB-Stick ähnelt, zwischen Tastatur und Computer angebracht ist, zeichnet er unbemerkt sämtliche Tastaturanschläge auf. Vor genau zwei Jahren wurde Heiser in der taz erwischt, als er den Stick von einem Rechner abzog.
Die Staatsanwaltschaft hatte Heiser im Herbst vergangenen Jahres wegen Abfangens und Ausspähens von Daten in 14 Fällen angeklagt. Weil er Mitte Januar zum Verhandlungstermin vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten nicht erschien, verhängte das Gericht den Strafbefehl.
Zur Verlesung der Anklageschrift oder Befragung von Zeugen kam es deshalb nicht. Heiser hatte sich nach seinem Auffliegen in ein Land in Südostasien abgesetzt, das mit Deutschland kein Auslieferungsabkommen abgeschlossen hat. Während die Staatsanwaltschaft die Motivation des Täters als unklar bezeichnete, geht die taz davon aus, dass die Ausspähung privat motiviert war.
Von Heiser selbst war keine Stellungnahme zu bekommen. „Herr Heiser wird sich, nachdem das Verfahren nun rechtskräftig abgeschlossen ist, zumindest vorläufig nicht zu den Vorwürfen äußern“, teilte sein Anwalt Carsten Hoenig auf Anfrage mit. Er schließe es aber nicht aus, „dass er sich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal melden wird“.
Im Juni 2016 publizierte die taz die Ergebnisse einer aufwendigen Rekonstruktion der Ereignisse. Demnach waren mindestens 23 Personen von der Ausspähung betroffen, darunter 19 Frauen, die meisten von ihnen Praktikantinnen. Im Zuge dieser Recherche wurde der frühere Kollege an seinem neuen Wohnort in Südostasien aufgespürt, er wollte sich aber nicht äußern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann