Kettenreaktion: Wo sollen wir hingehen?
Bei der Demonstration gegen Atomkraft werden 25.000 Teilnehmer erwartet. Kommen Sie auch? Dann ist die Frage: Welcher Schauplatz passt am besten zu Ihnen? Die taz nord hat einen alternativen Demo-Führer zusammengestellt.
1 Wenn Sie Bewegungsfreiheit wollen und/oder Jan-Delay-Fan sind, dann fahren Sie nach Brunsbüttel. Dort ist mehr Platz als zum Beispiel in Glückstadt und der Auftritt von Jan Delay ist für 15.30 Uhr geplant.
2 Wenn Sie verhaftet werden wollen, dann müssen Sie sich Mühe geben, denn die Polizei ist "grundsätzlich demofreundlich eingestellt", sagt Polizeisprecherin Jessica Wessel. Transparente an AKW-Zäune hängen? Wäre nach Absprache okay, meint Wessel. "Eingreifen werden wir, wenn Zäune überstiegen werden oder wenn Menschen gefährdet sind."
3 Wenn Sie die Elbe anschauen wollen, dann sind Sie zwischen Sammelpunkt Glückstadt 9 (Schleuerdeich) und Sammelpunkt Glückstadt 14 (Lühnhüserdeich) richtig: Dort führt die Kette direkt über Deiche und bietet besten Elbblick.
4 Wenn Sie nach der Kette Appetit auf Fisch haben, dann haben Sie Pech gehabt - zwar führt die Strecke durch Glückstadt, die Hochburg des Matjes, doch die Fangsaison beginnt erst im Juni. Macht aber nichts, versichert ein Glückstädter Gastronom: "Matjes gibt es ganzjährig, und die Qualität ist gleichbleibend gut." Der Jung-Hering wird in Norwegen gefangen und nach Bedarf aufgetaut.
5 Wenn Sie ins Fernsehen wollen, dann finden Sie sicher ein paar TV-Teams beim Treffen zwischen SPD-Chef Sigmar Gabriel und Landeschef Ralf Stegner mit den Bündnis-Grünen Renate Künast und Jürgen Trittin um 14.15 Uhr am Sammelpunkt Elmshorn 3 auf der Verbindungsstraße zwischen Elmshorn und Glücksstadt.
6 Wenn Sie akut Angst vor Atomkraftwerken haben, dann reihen Sie sich in Pinneberg in die Kette ein. Dort sind Sie maximal weit entfernt von den Atomkraftwerken Brunsbüttel, Brokdorf und Krümmel. Zwar laufen die Meiler in Brunsbüttel und Krümmel derzeit nicht - aber radioaktiven Müll in Zwischenlagern gibt es dort genauso, wie im aktiven Meiler Brokdorf.
7 Wenn Sie gerne eine Autobahn in der Nähe haben, dann empfehlen wir den Streckenabschnitt Halstenbek bis Krupunder. Geschützt vor sentimentalen Naturerlebnissen stehen Sie in unmittelbarer Nähe zur A23, können Ihre Teilnahme aber im Sinne einer Drive-In-Demo über die Autobahnabfahrt Halstenbek/Krupunder organisieren - Parkplätze gibt es dann gute im Industriegebiet Rellingen Ost, falls da nicht gesperrt sein sollte.
8 Wenn Sie gerne zusätzlich gegen Vattenfalls Kohlekraftwerk-Pläne demonstrieren wollen, dann sollten Sie den Gählerpark in Hamburg aufsuchen. Unter anderem durch diesen Park soll die Fernwärmetrasse für Vattenfalls Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg verlaufen. Der BUND erwirkte durch eine Klage, dass das Abholzen erstmal aufgeschoben wurde. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
9 Wenn Sie gerne nebenbei Shoppen wollen, dann postieren Sie sich in Hamburgs Mönckebergstraße. Die Mode- und Fast-Food-Ketten, die Sie aus Ihrer Heimatstadt kennen, finden Sie auch hier. Die Frage ist nur: Darf man in Hamburg bei H&M die Demo-Trommel mit in die Umkleide nehmen? Oder finden die das doof aus Solidarität zu ihren schwedischen Landsleuten von Vattenfall?
10 Wenn Sie gern gebraucht werden, suchen Sie den Abschnitt zwischen Hamburg-Billstedt und Bergedorf auf. Der Großteil der Hamburger wird auf St. Pauli bleiben. Und alle anderen werden denken: Hamburg ist versorgt. Bergedorf zählt auf Sie!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut