: Keller in Marzahn für 'ne Mark
■ Richtwerte für Gewerberäume in Ost-Berlin zusammengestellt / Preise um 50 Prozent unter Westberliner Mieten / Keine Gesetzeskraft
Ost-Berlin. Richtwerte für Gewerbemieten in Ost-Berlin hat der Stadtrat für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr, Clemens Thurmann (SPD) gestern bekannt gegeben. In Zusammenarbeit mit der Westberliner Senatsverwaltung für Bau - und Wohnungswesen wurde eine Übersicht über Gewerberäume bis jetzt wurden rund 54.000 Gewerbeobjekte ermittelt - und Lagerflächen in Ost-Berlin erstellt. Die Übersicht, die lediglich „Orientierungscharakter“ haben soll, führt nach Lage, Zustand und technischer Ausstattung gestaffelt Mietempfehlungen für die Kommunale Wohnungsverwaltung (KWV) auf. Die KWV, die bald in eine städtische Gesellschaft umgewandelt werden soll, ist im Besitz des überwiegenden Teils der freistehenden Gewerberäume. Die Richtwerte sollen nur für neu abzuschließende Mietverträge gelten. Sie haben keine Gesetzeskraft.
Die aufgeführten Mieten lägen im Schnitt 50 Prozent unter den Gewerbemieten in West-Berlin. Die höchsten Mieten werden für Ladengeschäfte in Citylage (Alexanderplatz, Friedrichstraße, Unter den Linden) auf 40 bis 80 DM pro Quadratmeter angesetzt. In überregionalen Geschäftslagen (Frankfurter Allee, Leipziger Straße, Schönhauser Allee) sollten die Mieten zwischen zehn bis 50 DM und in Geschäftslagen - beispielsweise in der Köpenicker Bahnhofstraße oder der Marzahner Promenade - zwischen fünf und 20 DM pro Quadratmeter betragen. Für die Gastronomie liegen die Preise je nach Lage und Ausbau zwischen fünf und 40 DM, für Fabrikations- und Lagerräume zwischen einer und fünf DM. Momentan werde geprüft, wieviele von den rund 54.000 Objekten frei sind.
Die Übersicht ist weder für die KWV noch für private Vermieter bindend. In Zukunft werde es keine Gewerberaumlenkung mehr geben, erklärte Thurmann. Westberliner Gewerbetreibende können sich ebenfalls um Räumlichkeiten bei der KWV bewerben.
In einem Schreiben an die Direktoren der KWV forderte Thurmann „unternehmerisches Verantwortungsbewußtsein“ und eine „ortsübliche Miete“, um den Gewerbetreibenden in Ost -Berlin eine „reelle Chance“ bei der Existenzgründung zu geben. Die KWV sollte sich mit den Räten in den Stadtbezirken über die Vergabe abstimmen, um eine einseitige Ausrichtung in Richtung Videoshops und Spielhallen zu verhindern.
naba
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