Keith Elam alias Guru ist tot: Ein mächtiges Vermächtnis

Der Rapper Keith Elam alias Guru ist gestorben. Er wurde nur 43 Jahre alt. Mit Gang Starr und später Jazzmatazz schrieb er Musikgeschichte.

Der US-Rapper "Guru" erlag seiner Krebserkrankung. Bild: dpa

"Mostly Tha Voice", es kommt auf die Stimme an - so lautet das Vermächtnis von Guru. Und Keith Elam, wie der Rapper mit bürgerlichem Namen hieß, hatte ein mächtiges Organ: durchdringend, cool wie ein Blue-Note-Cover und mit dem unterschwelligen Drohpotenzial eines Pitbulls ausgestattet.

Seine große Zeit hatte Guru an der Seite von DJ Premier. 15 Jahre lang waren sie als Gang Starr unterwegs, Vorbild für unzählige Formationen an zwei Plattenspielern und einem Mikrofon. Es waren die frühen Neunziger. Jugendliche trugen Tarnanzüge auf der Straße. Das Rodney-King-Video verwandelte US-Innenstädte in Kriegszonen. Und HipHop schied sich in Gangsta-Rap aus Los Angeles und Conscious-Rap aus New York.

Seit ihrer ersten Hitsingle "Jazz Thing" von 1990 wurden Gang Starr zu Ablegern der afroamerikanischen Selbstermächtigung stilisiert. Guru nahm die Rolle des Fackelträgers dankend an. Für sein Soloprojekt Jazzmatazz arbeitete er 1993 mit alten Jazzern wie Donald Byrd und Roy Ayers zusammen.

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Dabei schrieb sich die Geschichte der Selbstermächtigung vor allem in den Samples aus staubigen Platten fort, die DJ Premier für seine Beats ausgewählt hatte. Kein Major Label würde heute mehr die Collagen veröffentlichen, die jedes der fünf Gang-Starr-Alben zum Ereignis machten. "Guru" steht für "Gifted Unlimited Rhymes Universal" und verbreitete in fiebrig monotoner Taktung street knowledge: "Im too deep and much too complicated."

In den USA blieb der große Erfolg aus, in Europa wurde Guru von Hipstern geschätzt: ein smarter Typ, der für sie den Sehnsuchtsort Brooklyn auf die popkulturelle Landkarte gesetzt hat. Dazu passt, dass Keith Elam vor seiner Karriere als Sozialarbeiter tätig war. Geboren wurde er 1966 in Boston. Sein Vater war der erste schwarze Richter der Stadt. Dass Guru auch mal die radikale Nation of Islam abfeierte und seinen Widersachern dauernd verbal drohte, überhörte man bereitwillig. Seine Reime waren so kunstvoll verschachtelt, der war Flow so geschmeidig, dass man nie stumpfen Vulgärdarwinismus dahinter vermutet hätte. Und dann die Stimme, purer Sound, erhaben über die Unzulänglichkeiten der Sprache: die Wiedergeburt von Cool.

Der Gauner in Guru zeigte sich abseits der Bühne. In Interviews lallte er bisweilen unverständlich daher. Der bullige "5 Foot General" ließ gern die Muckis unterm Netzhemd spielen. Im Streit mit dem früheren Partner DJ Premier blieb er - angeblich bis zuletzt - unversöhnlich.

Ihr Album "Hard To Earn" von 1994 bildete Höhepunkt und Ende einer Ära. Die Lyriker im Rap hatten ausgedient, die Herrschaft der Gangsta war angebrochen. Obwohl er weiterhin aktiv war, verschwand Guru von der Bildfläche. Im Februar war er nach einem Herzstillstand ins Koma gefallen. Nun wurde bekannt, dass Guru seit einem Jahr Krebs hatte. Am Montag erlag er der Krankheit. Guru wurde 43 Jahre alt.

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