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Keine üble Nachrede: Gefangene mit Medikamenten ruhiggestellt

Straubing (taz) - Um die Frage, ob in bayerischen Justizstrafanstalten Häftlinge mit Psychopharmaka „ruhiggestellt werden“, ging es gestern bei einem Prozeß vor dem niederbayerischen Amtsgericht in Straubing. Käthe Lieder, Vorstandsmitglied und Strafvollzugsbeauftragte der bayerischen Grünen, hatte behauptet, daß der ehemalige Anstaltsarzt der JVA Straubing Dr. Last an 102 Häftlingen einen Großversuch mit dem Neuroleptikum „Dapotum D“ durchgeführt habe. Sie und ein Redakteur des Straubinger Wochenblattes, der diese Behauptungen erstmals veröffentlicht hatte, waren von Dr. Last wegen übler Nachrede und Verleumdung angezeigt worden. Amtsrichter Grotrian sah sich vor der absurden Situation, daß Dr. Last den inkriminierten Sachverhalt einräumte. Nur habe es sich bei seiner „Spritzenorgie“ 1974 keineswegs um einen „Großversuch“ gehandelt, sondern um eine „klinische Prüfung“. Der Begriff „Versuch“ sei „aus der Nazizeit emotional vorbelastet“. Das Verfahren wurde eingestellt. Freilich offenbarte die Beweisaufnahme, daß sich hinter Lasts „klinischen Prüfungen“ wesentlich Schlimmeres verbirgt, als die Strafvollzugsbeauftragte der Grünen ursprünglich vermutet hatte. Der „Großversuch“ mit „Dapotum D“ war vom Hersteller Heyden–Chemie finanziert worden. lui

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