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Keine möhrenkauende Großfamilie

■ betr.: „Nicht nur mit der Karotte wedeln“, taz vom 30.12. 96

Als Teilnehmerin und Arbeitskreisleiterin des vorgestellten JugendUmweltKongresses (JUKß) finde ich, daß Ihr Artikel einen falschen Eindruck vom Charakter dieser Veranstaltung erweckt. Eines der Interviews Ihres Journalisten fand zwar im Massageraum statt; „verschwitzte Socken“ und „Lavendelöl“ sind jedoch sicherlich nicht der richtige Aufhänger für einen Bericht über einen Umweltkongreß. Nach mehrstündigen Sitzungen in Arbeitskreisen und im Plenum mag der Massagekurs für einige sehr erholsam sein, womit ich aber nicht gesagt habe, daß dieser Arbeitskreis Massage „politisch relevant“ ist. Beim Lesen dieses Textes wird kaum ein Außenstehender die wirkliche Stimmung des Kongresses erahnen können. Wir Jugendlichen wehren uns dagegen, auf eine möhrenkauende große Familie, die sich massiert und philosophiert, reduziert zu werden.

Sinn dieser Tagung ist es, umweltpolitische Zusammenhänge zu analysieren und Lösungsvorschläge für Umweltprobleme zu erarbeiten. Auf unserem Kongreß werden neue Impulse für die Arbeit „vor Ort“ gegeben. Wir tanken Kraft und entwickeln neue Ideen. Innovative Projekte und Umweltaktionen werden vorgestellt, geplant und ausgearbeitet. Das große Angebot an Arbeitskreisen soll nicht als „Kaufhausbummel“ verstanden werden, von dem man sich berieseln läßt. Daneben soll auch der zwischenmenschliche Aspekt als Motivation für die Gruppenarbeit nicht zu kurz kommen.

Gerade von der taz hätte ich erwartet, daß die umweltpolitische Bedeutung des JUKß als ein Sprachrohr der Jugendumweltbewegung erkannt wird. Tinka Schaumann, Kassel

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