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■ StörzeileKeine Wahl der Qual

Warum sich quälen, warum wählen? Da könnte jeder daher kommen und Bezirksamtsleiter wählen oder werden wollen. Mit uns nicht, heißt es parteiübergreifend-oppositionell und unheimlich autonom. Statt Kompromissen wollen wir lieber eine eierlegende Wollmilchsau. Die würden wir wählen! Einstimmig!

Sie müßte in allen Parteien sein, sowohl männlich als auch weiblich, politisch korrekt und kompetent und erfahren und integrativ und reformerisch-konservativ, auf jeden Fall aber revolutionär. Falls es die nicht gibt, setzt jeder aufs eigene Pferd. Politik soll ja – gerade auf lokaler Ebene – auch Spaß machen.

Auch Turnen macht in der intelligenzfreien Zone der Bezirksversammlungen mehr Freude als anderswo. Ein Spagat zwischen politischen Amt – gewählt werden muß ja nun mal – und Chef der Verwaltungseinheit Bezirksamt gelingt immer dann nicht, wenn geschubst und gestoßen wird, Beine gestellt oder längere Beine gefordert werden. Dann wird ausgeschrieben.

Auch das macht Spaß. Anzeigen aufgeben, Bewerbungsunterlagen durchstöbern, mit KandidatInnen plaudern, Intrigen schmieden, kleine Fallen einbauen. Wir sind wichtig! Wir entscheiden! Wenn es nur dieses eine Mal in sechs Jahren ist, dann soll die Abwechslung auch schön lang andauern. Nicht gewählt? Na, dann eben eine neue Bewerbungsrunde. Keine Einigung? Neue Leute einladen. Quengelnde Bezirke? Dann kann immer noch der Senat ein Machtwort sprechen und durchgreifen.

Hauptsache wir haben mal miteinander geredet. Keine Macht für niemand. Gleichheit im Unsinn. Die Anarchie lebt doch. Silke Mertins

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