■ Denkmalschutz wohin?: Keine Statisten mehr
Die Ressortierung der oberen Denkmalbehörde ist keine Frage der Bequemlichkeit oder eine alter Suppentöpfe. Wo die Beschützer alter Häuser sitzen, ob beim Bausenator oder im Amt für Stadtentwicklung, spielt keine Rolle, werden sie nur endlich ernst genommen. In der Vergangenheit haben die Denkmalhelden überwiegend den Part des krittelnden Zwischenrufers, des konservativen Bewahrers oder des Theoretikers der Stadtentwicklung zugeteilt bekommen oder sich diesem Part ergeben. Abgerissen, zerstört und maßlos gebaut wurde auch vor 1981 – damals saßen die Denkmalschützer beim Bausenator. Ignoranz gegenüber alter Bausubstanz herrschte ebenso in der „Ära Engel“, Landeskonservator in den achtziger und frühen neunziger Jahren in der Stadtentwicklungsverwaltung. Zwar hat Ex-Senator Volker Hassemer mit seinem neuen Denkmalgesetz die Hausbeschützer zu Mitspielern der Hauptstadtplanung ernannt. Doch grau ist alle Theorie. Die neue Funktion konnten diese bislang nur als Statisten ausfüllen. Geschichtsbewußtsein für die Stadtstruktur gerät bis dato unter dem Druck der Veränderung und rentabler Bauinteressen in Berlin immer noch unter die Räder. In Mitte wird weiter abgerissen, der Lehrter Bahnhof soll weg. Der Neubau übergroßer Blöcke erscheint allemal wichtiger als feinkörnige historische Parzellen. Die Verluste werden geringschätzig abgebucht. Es geht um die Sache, die Kompetenzen des Denkmalschutzes: Der richtige Ort für die Denkmalpfleger ist darum dort, wo man sie in die Planung eingreifen läßt, wo man sie zu Akteuren der Stadtentwicklung erhebt. Rolf Lautenschläger
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