: Keine Selbstgängerin in grüner Stände-Organisation
■ Kritisches Echo auf Kandidatur von Kordula Leites als linke GAL-Parteichefin
Die Kandidatur von Kordula Leites als Landesvorstandssprecherin der GAL scheint alles andere als ein Selbstgänger zu sein. Aus den wichtigsten Strömungen und Gruppierungen der Grün-Alternativen waren gestern ausschließlich zurückhaltende bis kritische Kommentare zu hören. Eine Gegenkandidatur wird derzeit von mehreren Seiten ausdrücklich „nicht ausgeschlossen“. Zwei Frauen stehen dafür zur Diskussion; eine Entscheidung wird spätestens Anfang nächster Woche fallen.
Die Altonaer Bezirksabgeordnete war am Sonntag abend von den Parteilinken für die Nachfolge von Antje Radcke nominiert worden (taz berichtete gestern), die im Dezember als Sprecherin der Bundesgrünen nach Bonn wechselte. Die Wahl der neuen Landesvorstandssprecherin soll auf einer Mitgliederversammlung in Bergedorf am 27. Februar erfolgen.
Leites müßte vorher „eine klare Begründung für ihre Kandidatur liefern“, forderte Anja Hajduk. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Bürgerschaftsfraktion gehört zu denen, deren Stimmen auf dem Realo-Flügel Gewicht haben. Es sei zwar „ein gutes Signal“, daß Leites davon gesprochen habe, sie wolle als Vorstandssprecherin „pragmatisch und konsensorientiert“ sein, räumte Hajduk ein. Aber „das muß dann auch ernst gemeint sein“. Für eine Position an der Parteispitze reiche „Fundamentalismus in der Frauenpolitik allein“ nicht aus.
Verhalten positiv äußerte sich Rachel Jacobsohn, die als Vertreterin der Grünen Jugend im GAL-Landesvorstand sitzt: „Kordula ist kooperativ und hat frauenpolitisch einiges drauf.“ Zusammen mit dem zweiten Parteisprecher Peter Schaar (Realo) könnte sie „ein gutes Gespann bilden“. Die Nachwuchsgrünen seien aber nicht festgelegt: „Wenn es eine bessere Kandidatin gibt, wählen wir die.“
Leites „vages migrationspolitisches Profil“ bemängelt hingegen der MigrantInnenverband ImmiGRÜN, der seit einiger Zeit nachdrücklich mehr Einfluß in der GAL fordert. „Wir werden die unterstützen“, prophezeit der Bürgerschaftsabgeordnete und ImmiGrün-Vorständler Mahmut Erdem, „von der wir uns mehr für unsere Anliegen versprechen.“
Grundsätzlicher betrachtet Hardcore-Realo Kurt Edler die Angelegenheit. Er habe eine „wachsende Unzufriedenheit der Basis mit Vorgaben der Strömungen“ ausgemacht. „Die Wahlfreiheit der Mitglieder wird ausgehöhlt, wenn Posten als Privatbesitz von Gruppierungen betrachtet werden“, konstatierte der Ex-Bürgerschaftsabgeordnete, der seit geraumer Zeit nach Mitmachern für sein „Basisprojekt Die GAL von morgen“ fahndet. Wenn es nur eine Kandidatin für den Vorstandsposten geben sollte, sei das „nicht toll“. Denn eine GAL, die vom „Quotenunwesen dominiert wird“, befürchtet Edler, würde „zu einer Stände-Organisation verkommen“. Sven-Michael Veit
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