Keine Kennzeichnung bei verarbeiteten Eiern: Bunte Ostereier aus dem Käfig
Bei Fertigkuchen oder Eierlikör muss nicht gekennzeichnet werden, ob dafür Käfigeier verwendet wurden. Das gilt auch für gefärbte Ostereier. Tierschützer fordern Transparenz.
BERLIN taz | Viele Unternehmen jubeln Verbrauchern gefärbte Ostereier von Hühnern in Käfighaltung unter. "Gekochte und gefärbte Eier sind von der Pflicht zur Kennzeichnung der Haltungsform ausgenommen", teilte der Deutsche Tierschutzbund mit. "Diese Lücke nutzt die Lebensmittelindustrie, um die Verbraucher zu täuschen und Käfigqual unter der Farbe zu verstecken."
In der Käfighaltung - von der Industrie "Kleingruppenhaltung" genannt - hätten die Hühner nur knapp mehr als ein DIN-A4-Blatt Platz, erklärten die Tierschützer. "Die Tiere können nicht gleichzeitig ruhen, artgemäß scharren, picken und sandbaden." Der Stress trägt Experten zufolge dazu bei, dass sich die Hühner gegenseitig verletzen.
Der aufgestempelte Code auf Eiern aus dieser Haltungsart muss in der Regel laut einer EU-Verordnung mit der Ziffer 3 beginnen. So können tierschutzbewusste Verbraucher solche Produkte leicht meiden. Doch diese Vorschrift gelte nur für unverarbeitete, wie das Bundesagrarministerium erklärt.
Auf seiner Webseite bringt der Deutsche Tierschutzbund zumindest ein wenig Licht ins Dunkel. Eine kleine Übersicht hilft, sich durch den Käfigei-Dschungel durchzuschlagen.
Das Gesetz verlangt auch nicht von den Herstellern, auf den Verpackungen etwa von Keksen, Fertigkuchen oder Eierlikör zu verraten, dass sie Käfigeier verwendet haben. Dem Tierschutzbund zufolge werden so jährlich Milliarden Käfigeier verarbeitet.
Firmen sollen alle Produkte kennzeichnen
Die Tierschützer fordern deshalb, dass die Firmen die Haltungssysteme auch auf allen Fertigprodukten kennzeichnen müssen. Dafür sind 80 Prozent der Verbraucher, wenn man einer Umfrage des Forschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der Verbraucherorganisation Foodwatch glauben darf.
Bis die Pflicht kommt, sollten die Konsumenten laut Tierschutzbund nur eierhaltige Waren kaufen, die von den Unternehmen freiwillig als aus Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung stammend gekennzeichnet wurden. Auf ihrer Internetseite nennt die Organisation Positivbeispiele, aber auch Firmen, die immer noch Käfigeier verwenden.
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft äußerte sich trotz taz-Anfrage nicht zu den Forderungen.
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