piwik no script img

Keine Gen-Kartoffeln in Mecklenburg-VorpommernAmflora-Bauer kündigt Vertrag

In Mecklenburg-Vorpommern werden keine Gentech-Kartoffeln mehr angebaut. Der einzige Gentech-Bauer in Deutschland hat genug von Feldbesetzungen und Polizeiaufmärschen.

Frühjahr 2009: Auf dem eingezäunten Acker werden die BASF-Kartoffeln ausgebracht. Bild: ap

ZEPKOW dapd/taz | Das Gut Bütow in Zepkow in Mecklenburg-Vorpommern baut künftig keine Amflora-Genkartoffeln mehr an. Der Vertrag mit dem BASF-Tochterunternehmen Plant Science wurde gekündigt, wie Versuchsleiter Denis Behrendt am Freitag bestätigte. Die Proteste der Gentechnik-Gegner, Feldbesetzungen und das enorme Polizeiaufgebot beim Ausbringen und bei der Ernte der Kartoffeln hätten den Ausschlag gegeben, die Kooperation zu beenden, sagte Behrendt. Die Geschäftsleitung des Gutes bedauere aber den Schritt, Gentechnik sei und bleibe eine Zukunftstechnologie.

Das Amflora-Feld im Müritzkreis war das einzige in Deutschland. Vier Jahre lang hatte das Gut Bütow im Auftrag die gentechnisch veränderten Knollen angebaut, die angeblich für wissenschaftliche Untersuchungen vorgesehen waren.

Erst im vergangenen Jahr gab es auch eine EU-Zulassung für die "Inverkehrbringung" der BSF-Kartoffel, die zur Verarbeitung in der Stärkeindustrie angebaut werden sollte. Umstritten war die Gentech-Kartoffel auch, weil sie auch ein Resistenzgen gegen ein medizinisch relevantes Antibiotikum enthielt. Die Stärke sollte unter anderem in der Papierherstellung Verwendung finden. Für den menschlichen Genuss war die Kartoffeln nicht vorgesehen.

Das 14 Hektar große Amflora-Feld musste zuletzt jedoch permanent überwacht werden. Gentechnikgegner befürchteten unter anderem Auswirkungen auf die Ernteerträge anderer Landwirte der Gegend. Im September wurde die Amflora-Ernte wochenlang unterbrochen: In Schweden hatte es zuvor Vorfälle gegeben, dass Amflora mit anderen, nicht zugelassenen Genkartoffeln vermischt und ausgebracht worden war.

Insgesamt erntete das Gut Bütow 2010 rund 140 Dezitonnen Genkartoffeln pro Hektar. Sie wurden auf Pflanzkartoffeln sortiert und eingelagert. Ihr Verbleib ist nun unklar.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • HS
    Hans Stoffel

    @"Glückwunsch"

     

    Ihr Vorwurf ist lächerlich und verleumderisch. Der Betrieb ist deswegen sicher nicht "kaputt" sondern kann aus einem breiten Angebot konventioneller und/oder bio-Kartoffeln auswählen, was angebaut werden soll.

     

    Und die Landarbeiter können sich darüber freuen, das sie nicht mehr den Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind, die der Umgang mit der Gentechnik mit sich bringt.

     

    So etwas nennt die Spieltheorie eine "win-win-Situation".

     

    Es grüßt Euch: Stoffel

  • W
    Waage

    Liebe taz - Redaktion,

    wohin verschwinden eigentlich immer meine Kommentare?

    (und nicht nur die!)

     

    Ich will ja nicht behaupten, dass meine Kommentare immer supergelungen und unersetzlich wären, aber langsam wird es doch ärgerlich!

     

    Es tut mir leid es sagen zu müssen, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass hier bei der Kommentarauswahl regelrecht manipuliert wird. So nach dem Motto erst mal sammeln und dann "zwei links, einen rechts und einen fallenlassen" und Jeder darf zu einem Thema nur einen Kommentar schreiben.

     

    Es muss ja nicht zu endlos - Threads wie beim Spiegel ausufern, aber ein wenig diskursives und vor allem zeitnahes "Hin und Her" wäre auch mal ganz schön.

     

    mit freundlichen Grüßen

  • NB
    Nicole Buchmann

    Liebe taz- Redaktion, bereits am Sonnabend hat der Landwirt derart lautende Berichte dementiert. Richtig ist, dass die Verträge für einen weiteren Anbau noch nicht unterzeichnet sind.

     

    Im Gespräch mit unserem Sender bestätigte der Landwirt jedoch, dass er Amflora weiterhin anbauen möchte. Er sei überzeugt von der "grünen Gentechnik".

     

    Offenbar überlegt BASF noch, ob weiterhin in Zepkow angebaut werden soll - schließlich gab's einige Proteste. Ein anderes "Versuchsfeld" hat der Konzern anscheinend aber nicht gefunden...

     

    siehe dpa vom Sonnabend...

  • A
    Akeem

    Yippie! Eine sehr gute Nachricht! :)

     

    Und alle, die Aktivisten als "Kriminelle", "Ökomob" oder sonstwas bezeichnen: selbst die Gerichte sind der Meinung, dass gentechnisch veränderte Organismen (GVO) eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen und es eigentlich die Pflicht des Staates sei, die Bürger davor zu schützen. Mit dieser Begründung wurde ja die Klage eines Landes abgewiesen, dass erreichen wollte, dass die (eh schon viel zu geringen) Sicherheitsabstände zwischen normalen Pflanzen und GVO verringert werden.

     

    Gäbe es das Patentrecht nicht, dass durch die GVO-Hersteller (und auch viele andere) leider aufs äusserste missbraucht wird (also mit anderen Worten, ginge es nicht um den Profit), dann würde man vielleicht verantwortungsvoll mit GVO umgehen (d.h. KEINE Freisetzung, gründliche Forschung der Folgen in sicheren, abgeschlossenen Bereichen etc.). Da es aber ums ganz große Geld geht sollen GVO mit aller Macht und absolut rücksichtslos durchgedrückt werden!

     

    Menschen, die das erkannt haben und dann gegen die Ausbreitung der GVO vorgehen, sind keine Kriminellen! Im Gegenteil: Sie verteidigen ein höheres Gut, nämlich den Schutz der Grundlage unserer Existenz. Wie dumm würden wir alle gucken, wenn sich irgendwann herausstellt dass die Manipulationen schlimme und unumkehrbare Folgen haben? Die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen und darum darf man GVO's nicht freisetzen, auch wenn die Konzerne das gerne hätten. Der Staat versäumt es bisher, seiner Pflicht nachzukommen und die Bürger davor zu schützen (was wohl daran liegt, dass die Konzerne es geschafft haben, die wesentlichen Schlüsselpositionen mit Leuten aus den eigenen Reihen zu besetzen, wie der Aktivist Jörg Bergstedt aufdecken konnte).

  • CR
    Christa Rust

    Widerständler, Mahner oder Vordenker wurden seit

    immer und ewig bekämpft, kriminalisiert oder mumd-

    tot gemacht. Heute zieren die Namen politischer

    Widerständler Straßen, Brücken, Plätze und werden

    als Helden gefeiert. Zu Lebzeiten wurden sie als

    Kriminelle gesehen und verfolgt, eingesperrt oder

    gar umgebracht.

  • A
    Auxarmes

    Wo steht in dem Artikel bitte, dass der Betrieb zerstört wurde? Die bauen nun eben wieder andere Kartoffeln oder was weiß ich was an.

  • KF
    Öko Fritz

    @Tadeusz Kantor

    @von Bernd

     

    Die GEN-Mafia => Monsanto und Kollegen sind kriminell!

     

    http://www.gentechnikfreie-regionen.de/aktiv-werden/material/filme.html#c864

     

    Filmempfehlung:

    Percy Schmeiser - David gegen Monsanto (2009)

     

    Ich habe P.M kürzlich persönlich kennenlernen dürfen! Wahnsinn was er durchgezogen hat. Er warnt Europa vor den GVOs! Es geht um Macht und um viel Geld!

     

    Daher hoffe ich, dass andere Landwirte eher auf "Bio" als auf GVO umstellen!

  • TK
    Tadeusz Kantor

    ...die Frage ist, wer sich hier kriminell verhält ;-)

  • B
    Bernd

    Schade das man vor den Kriminellen eingeknickt ist :-(

  • J
    JanG

    Na bitte, da haben also die Proteste der Gentechnikgegner was gebracht. Neue Strategie: nicht die besseren Argumente sondern eine Taktik aus Zermürben bringen den Sieg.

  • G
    Glückwunsch

    Hats der Ökomob also geschafft durch Straftaten nen Betrieb in der strukturschwächsten Gegend Deutschlands zu zerstören, Wow. *Klatsch*

     

    Wär ja auch noch schöner wenn jeder anbauen könnte was er wollte.

     

    Hoffen wir nur, dass die arbeitslosen Landarbeiter dort jetzt nicht den "rechten Rattenfängern" auf den Leim gehen . . . *ganzdollDaumendrück*

  • P
    pablo

    protest zahlt sich manchmal eben doch aus.