Keine Gen-Kartoffeln in Mecklenburg-Vorpommern: Amflora-Bauer kündigt Vertrag
In Mecklenburg-Vorpommern werden keine Gentech-Kartoffeln mehr angebaut. Der einzige Gentech-Bauer in Deutschland hat genug von Feldbesetzungen und Polizeiaufmärschen.
ZEPKOW dapd/taz | Das Gut Bütow in Zepkow in Mecklenburg-Vorpommern baut künftig keine Amflora-Genkartoffeln mehr an. Der Vertrag mit dem BASF-Tochterunternehmen Plant Science wurde gekündigt, wie Versuchsleiter Denis Behrendt am Freitag bestätigte. Die Proteste der Gentechnik-Gegner, Feldbesetzungen und das enorme Polizeiaufgebot beim Ausbringen und bei der Ernte der Kartoffeln hätten den Ausschlag gegeben, die Kooperation zu beenden, sagte Behrendt. Die Geschäftsleitung des Gutes bedauere aber den Schritt, Gentechnik sei und bleibe eine Zukunftstechnologie.
Das Amflora-Feld im Müritzkreis war das einzige in Deutschland. Vier Jahre lang hatte das Gut Bütow im Auftrag die gentechnisch veränderten Knollen angebaut, die angeblich für wissenschaftliche Untersuchungen vorgesehen waren.
Erst im vergangenen Jahr gab es auch eine EU-Zulassung für die "Inverkehrbringung" der BSF-Kartoffel, die zur Verarbeitung in der Stärkeindustrie angebaut werden sollte. Umstritten war die Gentech-Kartoffel auch, weil sie auch ein Resistenzgen gegen ein medizinisch relevantes Antibiotikum enthielt. Die Stärke sollte unter anderem in der Papierherstellung Verwendung finden. Für den menschlichen Genuss war die Kartoffeln nicht vorgesehen.
Das 14 Hektar große Amflora-Feld musste zuletzt jedoch permanent überwacht werden. Gentechnikgegner befürchteten unter anderem Auswirkungen auf die Ernteerträge anderer Landwirte der Gegend. Im September wurde die Amflora-Ernte wochenlang unterbrochen: In Schweden hatte es zuvor Vorfälle gegeben, dass Amflora mit anderen, nicht zugelassenen Genkartoffeln vermischt und ausgebracht worden war.
Insgesamt erntete das Gut Bütow 2010 rund 140 Dezitonnen Genkartoffeln pro Hektar. Sie wurden auf Pflanzkartoffeln sortiert und eingelagert. Ihr Verbleib ist nun unklar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“