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Keine Garantie bei NikotingenussApple fürchtet "Second-Hand-Rauch"

In den USA wurde die Reparatur mehrerer verrauchter Apple-Computer abgelehnt, weil diese die Techniker gefährdeten – da half auch die teure Extra-Garantie nichts.

Wer raucht, zahlt – so sieht das jedenfalls Computerhersteller Apple. Bild: testfight/photocase

Als Raucher hat man es zunehmend nicht leicht: Die Plätze, an denen man sich seinen Glimmstängel gefahrlos anzünden kann, werden immer weniger und auch sonst wird die Gesellschaft immer nikotinfeindlicher – Gesundheit geht eben vor. Dass man auch als Computerbesitzer Probleme bekommt, weil man regelmäßig dem Tabakgenuss frönt, ist allerdings neu: Zwar neigen Rauchergeräte aufgrund von Ablagerungen zu schnelleren und häufigeren Ausfällen, doch der Kundensupport vieler Firmen gibt sich trotzdem normalerweise generös und repariert klaglos.

Bei Apple in den USA scheint das nun anders zu sein. Wie "Consumerist", ein Weblog des amerikanischen Verbraucherschutzverbandes "Consumers Union", berichtet, soll es gleich drei Fälle in jüngerer Zeit gegeben haben, bei denen der Computerhersteller eine Reparatur mit Hinweis auf "Gefahrstoff-Probleme" abgelehnt habe.

So wurde ein schwarzes MacBook aus West Des Moines, Iowa, nicht überholt, weil es in einem Haus benutzt worden war, in dem geraucht wurde. "Wir fürchten ein Risiko durch Second-Hand-Rauch", hätten die Servicetechniker mitgeteilt - sprich: Nikotinpartikel, die sich lösen könnten und die Techniker gefährdeten. Der Betroffene löste das Problem schließlich selbst, indem er mit einem Pressluftspray den Lüfter seines MacBooks reinigte - tatsächlich ein Problem, das bei Computern in Raucherhaushalten besonders häufig vorkommt.

In zwei anderen Fällen (ein iMac für 3000 Dollar und ein Mac in Oklahoma) wurde die Reparatur ebenfalls mit Hinweis auf so genannte "OSHA-Violations", das sind Regelungen gegen Biogefährdungen, abgelehnt. Selbst Emails an das Büro von Apple-Boss Steve Jobs, sonst für Mac-Nutzer die ultimative Hilfsmaßnahme bei Ärger mit dem Kundendienst, halfen laut "Consumerist" nichts. Dort versuchte man im Falle des iMacs zwar, weitere Reparaturversuche einzuleiten, doch die ergaben, dass dieser derart mit Tabak verunreinigt war, dass sich "eine Reparatur nicht mehr lohnt", wie eine Mitarbeiterin von Jobs' Büro der betroffenen Kundin mitteilte.

Besonders störend für die Betroffenen war, dass sie jeweils die Zusatzgarantie "Apple Care" abgeschlossen hatten, die für einen Desktop-Rechner für drei Jahre hier zu Lande 180 Euro, bei einem Laptop 250 Euro kostet. Apple und seine Händler empfehlen explizit den Abschluss dieser teuren Geräteschutzpolicen, da die reguläre Garantie bei nur einem Jahr liegt.

In Deutschland scheinen die Reparaturabteilungen unterdessen bislang noch raucherfreundlicher zu sein. Beim Apple-Konkurrenten Dell hieß es, man habe keine "Raucher-spezifischen Regelungen". Auch Toshiba hat keine spezielle Politik, die Glimmstängel-Fans benachteiligen könnte. "Wir unterscheiden nicht zwischen Raucher- und Nichtrauchergeräten", sagte Sprecherin Andrea Schwabe. Nur wenn nachweisbar sei, dass es durch "wirklich übermäßigen Rauch", der in Verbindung mit Staub zu einer absoluten Verklebung des Lüfters führt, zu einer Überhitzung des Gerätes kam, würde man eine Reparatur ablehnen. "Dies war aber in unserer bisherigen Praxis noch nie der Fall."

Beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ergab eine Anfrage ebenfalls keine ähnlich gelagerten Fälle. Die Deutschland-Zentrale von Apple selbst wollte auf Nachfrage von taz.de keine Stellung zu den US-Fällen nehmen und auch die hiesige Politik nicht erläutern.

Gut möglich wäre, dass von Fall zu Fall entschieden wird. Tatsächlich haben die Hersteller innerhalb der Garantie breite Möglichkeiten, selbst zu definieren, was sie reparieren und was nicht. Während die Gewährleistung eine gesetzliche Verpflichtung des Händlers darstellt, ist die darüber hinaus gehende (und oft längere) Garantie recht frei zu definieren, weil es sich um eine freiwillige Leistung handelt. Auch Zusatzgarantien wie "Apple Care" definiert der Hersteller. Hier hilft ein Blick in die entsprechenden Unterlagen weiter. Da der Trend gesellschaftlich bekanntlich stark zum Nichtrauchen geht, könnten sich Anti-Zigaretten-Klauseln in den nächsten Jahren durchaus etablieren.

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