piwik no script img

Keine Entlassungen bei Air France

■ Sanierung aufgeschoben – Präsident Attali tritt zurück

Paris (dpa/taz) – Der Jubel bei den Streikenden der französischen Staatslinie Air France blieb verhalten. Trotz eines Verzichts der Regierung auf das Sparprogramm, das sie so heftig bekämpft hatten, wurden die gestrigen Streikversammlungen nicht zur Siegesfeier. Den meisten Bediensteten der größten Fluglinie Europas ist wie der Regierung bewußt, daß das Kapitel Sanierung nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben ist.

Auf etwa 6 Milliarden Franc (rund 1,7 Mrd. Mark) wird das Defizit in diesem Jahr geschätzt. Einnahmeverluste von über 500 Millionen Franc kommen durch den Streik hinzu. Bereits 1992 betrug der Verlust 3,2 Milliarden Franc. Das Sparprogramm war der Griff nach der Notbremse: So wurden bereits 100 unrentable Linien eingestellt, 5.000 Stellen gestrichen, Gehälter eingefroren und Investitionen um ein Drittel gekürzt. Doch das alles reichte nicht: So braucht der Carrier eine Auslastung von 80 Prozent, um rentabel zu fliegen – andere Fluglinien kommen mit weit weniger aus.

Zwölf Wochen hat sich Verkehrsminister Bernard Bosson nun Zeit gegeben, um ein neues Sanierungsprogramm vorzulegen, das zwar den Abbau von Stellen, aber keine Entlassungen vorsieht. Die vorgesehenen Einsparungen von 5,1 Milliarden Franc muß er wohl neu berechnen. Doch Bosson ließ keinen Zweifel daran, daß es keine Alternative zum Sparen gibt: „Air France schwebt in Todesgefahr.“

Die Regierung hat zwar zugesagt, ihrer „Pflicht als Aktionär“ nachzukommen. Doch auch sie kann sich die Milliardenverluste auf Dauer nicht leisten. Erst einmal muß aber ein neuer Chef gefunden werden. Bernard Attali war nach der von der Regierung verordneten Kehrtwendung am Wochenende ausgestiegen.

1990 hatte Air France die französische UTA sowie Air Inter übernommen. Schon ein Jahr nach dem herben Rückschlag durch den Golfkrieg stieg sie bei der tschechoslowakischen CSA ein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen