: Keine Blauhelme in die Krajina
■ Serbisches Slawonien will UNO-Truppen nur an der aktuellen Frontlinie sehen
Der Widerstand der Serben in Kroatien gegen den Friedensplan der UNO hat die ersten Früchte getragen. Die ersten 50 UNO-Offiziere, die am Dienstag eingetroffen sind, werden nun doch nicht in der selbsternannten „Serbischen Republik Krajina“ stationiert. Der Leiter der UNO-Truppe, der Australier John Wilson, sagte in Belgrad, man werde „in dieser Phase“ nicht versuchen, in deren Hauptstadt Knin zu gelangen. Die „Regierung“ der Krajina hatte eine Stationierung in den serbischen Gebieten Slawoniens abgelehnt und für die Sicherheit von Blauhelme nicht garantieren wollen. Auch eine Entwaffnung der Freischärler kommt für die Führung des serbischen Slawonien nicht in Frage. Nur an der heutigen Front will sie die UNO-Soldaten sehen, denn das käme einer impliziten Anerkennung des von ihnen eroberten Gebietes gleich. Die Offiziere der Vorhut werden jetzt in den wichtigsten Kommandozentralen der Bundesarmee und der kroatischen Nationalgarde eingesetzt, um den Waffenstillstand zu stabilisieren.
Gestern kam es nach kroatischen Angaben wieder zu Verstößen gegen den Waffenstillstand. Die Bundesarmee habe in der Nacht wiederholt die Hafenstadt Dubrovnik mit Granaten und Maschinengewehren angegriffen. Auch auf die Städte Vinkovci und Gospic, wo man eine Abteilung der UNO-Offiziere erwartete, wurden Granaten abgeschossen, meldete die kroatische Nachrichtenagentur 'Hina‘. Zu einem schweren Zwischenfall kam es in Karlovac, 50 km südwestlich von Zagreb, wo drei kroatische Nationalgardisten von einem Heckenschützen getötet wurden. Die Vertreter einer EG-Beobachterdelegation, die sich während der Tatzeit in Karlovac befanden, sollen nach Angaben des Zagreber Fernsehens mit der Untersuchung des Vorfalls begonnen haben. In Ston, westlich von Dubrovnik, dagegen sollen sich das kroatische Oberkommando und das des Bundesheeres geeinigt haben, über eine Telefonleitung in Verbindung zu bleiben, um Zwischenfälle zu vermeiden. Auch in anderen Regionen Kroatiens wurde die Waffenruhe offenbar eingehalten. dpa/afp
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