: Keine Beißhemmung
■ CDU-Ehlers weiß Rat: Geld für Polizei aus dem Sozialhaushalt nehmen
Schlau kam sich Hartmuth Wrocklage vor, als er vor einem Jahr einen CDU-Mann zum Polizeipräsidenten machte. Beißhemmung sollte das bei der Law-andOrder-Fraktion der Hamburger Christdemokraten auslösen. Doch gestern bissen die gleich doppelt zu und forderten den Rücktritt von Polizeichef Semerak und den des Innensenators gleich mit. Ersteres klappte bereits wenige Stunden später.
Dem Parteifreund Semerak fehle der „Gestaltungswille“, er sei eine „Fehlbesetzung“, hatte der innenpolitische Haudegen der CDU, Karl-Heinz Ehlers, am Vormittag erklärt. Der Innensenator selbst – vormals Staatsrat der Finanzbehörde – sei noch immer der „verlängerte Arm des Finanzsenators“, der „seine Rolle verkennt“ und nicht ihr gewachsen sei. Wrocklages Staatsrat, Wolfgang Prill, sei zu allem Überfluß „ein guter Verwaltungstechniker und Punkt“. Sowohl der Innensenator als auch der Polizeipräsident „sind im falschen Amt“.
Semeraks Abschied sei aber nur „ein Bauernopfer“, das eigentliche Problem, der Untergang Hamburgs im Sumpf der Kriminalität, sei aber ein sozialdemokratisches. Die SPD habe wegen ihrer historischen Traumatisierung ein „ambivalentes“ Verhältnis zur Sicherheit und Ordnung: „Die Hamburger Polizei ist führungslos.“ Das würde der CDUler gerne ändern. „Die Alternative sitzt vor Ihnen“, so Ehlers bescheiden. Nur habe der Wähler beim letzten Wahlgang bedauerlicherweise anders entschieden.
Gespart werden dürfte nach Ansicht des Möchtegern-Innensenators auf keinen Fall bei der Polizei: „Im Sozialhaushalt ist noch Luft“, findet Ehlers. Innerhalb des Haushalts der Innenbehörde könne höchstens überlegt werden, ob „Mittel in Seminare fließen müssen, deren Wirkung zweifelhaft ist“. Statt interkulturelles Lernen solle den Polizisten in Fortbildungsmaßnahmen lieber beigebracht werden, wie sie eine „ordentliche Festnahme“ durchführen. sim
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