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Keine Alternative zum Alternativfunk

■ Mit „Euphorie und Sorge“ blicken die Radio100-Mitarbeiter dem kommenden 24-Stunden-Tag entgegen / Ab 1.September geht es los / Der Kabelrat sah in den Mitbewerbern offenbar keine Alternative zu Radio 100 / SPD und AL zufrieden über Kabelratsentscheidung

Mit einer „Mischung von Euphorie und Sorge“, meint Redakteur Dieter Rulff, bereiten sich die Mitarbeiter von Radio 100 nun darauf vor, die ganze Frequenz in Besitz zu nehmen, die sie sich bisher mit dem Konzern-Radio „Hit 103“ hatten teilen müssen. Wie bereits kurz gemeldet, hatte der Kabelrat am Freitag entschieden, daß nach dem Rückzug von „Hit 103“ nun Radio 100 ganztägig auf UKW 103,4 senden könne. Bislang mußten sie sich mit sechs Stunden an den für Werbekunden unattraktiven Abendstunden zwischen 17 und 23 Uhr begnügen.

„Voraussichtlich“ am 1.September wird Radio 100 mit dem Vollprogramm auf Äther gehen. Warum erst in zwei Monaten? Sprecherin Annette Schäfer nennt drei Gründe: Der „wesentliche“ sei das Sommerloch. In dieser Jahreszeit seien Werbekunden nicht bereit, in größerem Umfang Spots zu schalten. Zeit brauche außerdem der geplante Ausbau eines zweiten Studios und die Arbeit am Programmkonzept.

„Das Maß an Arbeitsbelastung wird zunächst schwer ansteigen“, prognostiziert Rulff. Dies ist es auch, was manchem nach zwei Jahren Selbstausbeutung müden Mitarbeiter des „ältesten Privatsenders“ der Stadt auf den Magen schlägt. Mit ganzen elf Stellen will Radio 100 die vervierfachte Sendezeit bewältigen. Trostpflaster: Ab dem 1.September will der Alternativfunk seinen Beschäftigten erstmals eine feste Bezahlung gewähren - gesteigerte Werbeeinnahmen sollen Gehälter von etwa 1.400 Mark ermöglichen.

Und, freut sich Rulff, der Zuschlag für Radio 100 sei nach längerer Zeit die erste medienpolitische Entscheidung, die der Linken zugute komme. Nach Nackenschlägen wie der Wahl von Günther Lojewski zum SFB-Intendanten und dem Einstieg von Springer beim 'Volksblatt‘ kann auch die medienpolitische Assistentin der AL Alice Ströver die Kabelratsentscheidung nur „zutiefst begrüßen“. Auch die medienpolitische Kommission des Koalitionspartners SPD hatte ihrem Vertreter im Kabelrat vor der Entscheidung „grünes Licht“ für Radio 100 signalisiert.

Daß der von CDU- und FDP-Vertretern dominierte, fünfköpfige Kabelrat ausgerechnet dem Alternativsender den Zuschlag gab, hat offensichtlich viel damit zu tun, daß die Mitbewerber einfach keine Alternative waren. Hans Hege, der Direktor der Anstalt für Kabelkommunikation, verweist darauf, daß Radio 100 in den letzten zwei Jahren seine „Chancen genutzt“ habe und nun ein „vielseitiges Programmkonzept“ angeboten habe. Ein wichtiger Beweggrund für den Kabelrat sei aber auch die „Vielfalt“ gewesen , die die Alternativfunker gewährleisten könnten - vor allem als Pendant zu Schamonis CDU-naher Jubelwelle „Hundert,6“. Von den vier Mitbewerbern um ein Vollprogramm auf den von „Hit 103“ verwaisten 18 Stunden standen nämlich erneut zwei der CDU nahe: neben der „Comfactory“ der Werbeagentur GKM auch das „Radio City“, hinter dem unter anderem der CDU-Abgeordnete Manfred Preuß steckt. Auch der in Westdeutschland beheimatete „Linksrheinische Rundfunk“ war in den Augen des Kabelrats „zu deutlich von einer bestimmten Partei beeinflußt“ (Hege)

-Mitbesitzerin ist hier die SPD.

hmt

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