„Keine Ahnung“-Experten

■ Robin Wood-Aktion gegen Tropenholz-Importeur ging in die Hose

Gestern morgen in Riede bei Weyhe: Ein Trupp von rund 20 AktivistInnen von Robin Wood bereitete sich auf eine Aktion vor. Gegen einen Importeur von Tropenholz sollte es gehen. Als die Umwelt-KämpferInnen knappe zwei Stunden später wieder ihre Transparente einrollten, da war die Aktion wohl eher in die Hose gegangen.

Die Importfirma Karl Schlüter sei Deutschlands größter Bongossi-Importeur. Das sagt Christoph Meyer, und der muß es wissen: „Ich bin der Tropenholz-Experte.“ Und jedermann wisse, wie entwaldet gerade West-Afrika sei, von wo Schlüter seine Stämme beziehe. Gute Gründe, Rabatz zu machen. Der Anlaß sei allerdings ein Kundenbrief Schlüters: „Tropenholz-Boykott löst sich auf.“ Darin hatte der behauptet, daß „Umweltexperten und Verbände wie 'Robin Wood' eine positivere Haltung eingenommen haben, was die künftige Verwendung von tropischen Hölzern betrifft.“ Ganz falsch, wetterte nun Robin Wood, nach wie vor sei die Organisation gegen jeden Import von Tropenhölzern, und das erklärtermaßen gemeinsam mit 12 anderen Umweltorganisationen.

So liefen sechs AktivistInnen in einem dunkelbraunen Schlauchtransparent, das einen Baumstamm darstellen sollte, in Richtung Betriebseinfahrt, zwei kletterten auf einen Silo, um von dort oben ein Transparent zu entrollen – „Tropenholz-Boykott bleibt, benimm Dich, Schlüter!“ – und zwei weitere plakatierten einen Baumstamm, der zur Werbung für Schlüter in den Marschboden gerammt war. Dann kam der Chef persönlich und drohte mit der Polizei: „Bei Überfällen bin ich nicht dazu bereit, mit Ihnen zu diskutieren.“

So weit, so wohlbekannt war das Drehbuch an diesem Morgen. Nur kam es dann doch noch zum Dialog zwischen UmweltschützerInnen und Holzimporteur. „Sie wissen, daß das Holz in den allermeisten Fällen ganz brutal gewonnen wird“, warf Meyer von Robin Wood dem Importeur vor. Der hatte mittlerwerile Verstärkung von seinem Justiziar bekommen. Und während Schlüter eher ungeschickt gegenhielt, war der Jurist Alexander Plötzgen alles andere als maulfaul. Meyer: „Sie gehen mit Raupenschleppern in die Wälder.“ Plötzgen: „Erstmal, wer sind Sie denn?“ Meyer: „Ich bin der Tropenholz-Experte.“ Plötzgen: „Sie sind Experte. Was haben Sie denn gelernt? Forstwirtschaft?“ Meyer, mit roten Ohren, von einem Bein aufs andere trippelnd: „...“ Plötzgen, mit Oberwasser: Was haben Sie denn gelernt? Waren Sie denn schon mal da?“ Meyer: lange Pause, „Muß man denn da gewesen sein?“ Plötzgen: „Haben Sie denn schon mal Afrikaner aus der Gegend kennengelernt? Wovon sollen die denn leben? Na wenn die Umweltverbände solche Experten haben – Sie haben doch im Grunde keine Ahnung.“ Gong. Knock out in der ersten Runde.

Das Ende: Die Polizei ist nicht erschienen, eine kleine Delegation von Robin Wood wurde zum Plausch in das Bürogebäude der Firma gebeten, und knappe zwei Stunden später war alles um. Der Erfolg: Die Schlüter KG hat zugesagt, fortan den Namen Robin Wood nicht mehr zu benutzen. J.G.