Kein fremdenfeindliches Motiv: Brand in Aldingen aufgeklärt
Am Freitagmorgen brannte ein Wohnhaus auf der Schwäbischen Alb nieder. Die Ursache war Brandstiftung, ein fremdenfeindliches Motiv wird ausgeschlossen.
FRANKFURT/MAIN taz Ein Wohnhaus in Baden-Württemberg ist am Freitagmorgen gegen ein Uhr durch einen Brand völlig zerstört worden. Alle Bewohner, darunter fünf Kinder, konnten sich retten. In dem Haus in der kleinen Gemeinde Aldingen wohnten vierzehn Menschen, davon zehn türkischer Herkunft.
Ein Schichtarbeiter hatte das Feuer beim Nach-Hause-Kommen bemerkt und seine Nachbarn aus den Betten geklingelt. Die alarmierte Feuerwehr war schnell da; doch zu retten war das Haus nicht mehr. Der Sachschaden: 200.000 Euro.
In einer gemeinsamen Erklärung wiesen die zuständige Staatsanwaltschaft in Rottweil und die Polizeidirektion in Tuttlingen am Vormittag darauf hin, "dass nach dem gegenwärtigen Ermittlungsstand ein fremdenfeindlicher Hintergrund für die Brandstiftung auszuschließen ist". Die Ermittlungsbehörden hatten da schon einen "unter dringendem Tatverdacht stehenden", erst im Januar eingezogenen Bewohner des ausgebrannten Hauses vorläufig festgenommen. Er werde umgehend dem Haftrichter vorgeführt. Die Erstellung eines psychiatrischen Gutachtens sei bereits beantragt worden. Wie Polizeisprecher Wolfgang Schoch der taz sagte, sei der 53 Jahre alte Mann schon früher als Feuerteufel in Erscheinung getreten. Er habe Garagen, Schuppen und auch Häuser angesteckt; Ausländer seien davon nie betroffen gewesen. Zuletzt habe er wohl im Herbst 2007 zugeschlagen; die Beweislage habe aber damals für eine Verurteilung nicht ausgereicht.
Nach dem Wohnhausbrand in Ludwigshafen, bei dem am Fastnachtssonntag neun Menschen ums Leben kamen, waren Befürchtungen über einen Brandanschlag mit rechtsextremistischem Hintergrund auf der Schwäbischen Alb aufgekommen.
Die Ursache des Brandes in Ludwigshafen ist unterdessen weiter offen. Die Untersuchung des Schutts dauert weiter an.
Viele der Hinterbliebenen konnten noch nicht vernommen werden, da sie zur Beisetzung der Toten in die Türkei gereist waren. Das Gleiche gilt für einen Teil der insgesamt sechs Verletzten, die noch in Krankenhäusern behandelt werden.
Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) begrüßte den Vorschlag der südosttürkischen Stadt Gaziantep, aus der die betroffenen Familien stammen, eine Städtepartnerschaft mit Ludwigshafen einzugehen. "Ich kann nur sagen, dass wir uns darüber freuen", sagte Lohse. Gazianteps Bürgermeister Asim Güzelbey will noch an diesem Wochenende nach Ludwigshafen reisen. Am Freitagabend wollten die Ludwigshafener mit einer Lichterkette den Rettungskräften für ihren Einsatz danken.
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