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„Kein erotischer Zugang“

■ „Unizeitung“ sammelte Vorwürfe gegen Präsidenten / Lüthje-Kritiker: „Blödsinnige Debatte“   Von Kaija Kutter

Eine kleine Bombe ließ gestern die „Unizeitung“ hochgehen, eine Zeitung von Studenten, die vom Studierenden-Parlament der Universität herausgegeben wird. In einer Pressemitteilung „An die Redaktionen“ veröffentlichte sie vorab die Ergebnisse einer dreiwöchigen Recherche in den Innereien der Hamburger Universität. Ihr Fazit: Der seit zwei Jahren amtierende Präsident, Jürgen Lüthje, würde „von einer wachsenden Zahl von Universitätsmitarbeitern“ nicht mehr ernstgenommen. Seit dessen Wahl im Januar 91 seien die Hochschulverbände zerstritten und demontierten den Uni-Chef „hinter verdeckter Hand“. In der Unizeitung hätten die Kritiker nun erstmals „das Schweigen gebrochen“.

Was dabei herauskam, ist allerdings etwas zahnlos. Ein Potpourri von Vorwürfen, bei denen teilweise der Neid Untergeordneter nicht zu übersehen ist. Da ist es ein Problem, daß der Präsident beim Sponsorentreff für den Uni-Geburtstag nicht dabei war. Vize-Präsidentin Barbara Vogel, so schreibt die Unizeitung, hätte sich „Genugtuung“ verschaft, indem sie bei einer späteren Pressekonferenz dem Präsidenten so offensichtlich Spickzettel zuschob, daß es jeder sehen mußte.

Ein andermal fehlte Lüthje beim Kamingespräch des Bürgermeisters. Er wurde nicht mal eingeladen. Statt dessen suhlte sich Lüthje-Gegner Jörg Hennig in der Sonne der Macht, eben jener Kandidat, der bei der Präsidentenwahl nur deshalb durchfiel, weil die Studentenvertreter ihre Stimmen dem aussichtslosen konservativen Gegenkandidaten gaben.

Vogel und Hennig sind denn auch die einzigen Namen, die die Unizeitung nennt. Alle übrigen „kritischen Stimmen“, etwa die Äußerung, Lüthje fehle „der erotische Zugang zur Universität“, bleiben anonym. Ein Grund auch, weshalb Jürgen Lüthje selbst sich gestern weigerte, zu Einzelheiten Stellung zu nehmen (s. Interview).

Eine Quelle unter anderen ist der Sozialdemokrat und Lüthje-Kritiker der ersten Stunde, Stefan Al-brecht. Der Universitätsmitarbeiter und Vorsitzende des Arbeitskreises Hochschule der SPD machte gestern auch gegenüber der taz keinen Hehl daraus, daß er mit Person und Politik des Uni-Präsidenten nicht einverstanden ist. Statt vorausschauend zu planen, verliere Lüthje sich in „Verbalschlachten mit dem ebenfalls überforderten Wissenschaftssenator“. So sei die Forderung, die Vakanzrate abzuschaffen, vollkommen unrealistisch: „Eher wird eine Senatssitzung in der Hafenstraße stattfinden“.

Doch trotz aller Kritik, so Al-brecht, sei zum jetzigen Zeitpunkt eine Debatte um die Person des Präsidenten „total daneben“. Lüthje, so seine Einschätzung, würde niemals von sich aus gehen. Seine Amtszeit endet erst 1997. Ein offener Streit, so der SPD-Mann, würde die Universität nur schwächen, was angesichts drohender Sparmaßnahmen katastrophal sei.

Die Autoren der Unizeitung argumentieren genau andersherum. Die Heckenschützen müßten sich „endlich offen zu ihrer Kritik bekennen“, damit die Uni nicht im Streit versinkt, denn gerade dies käme dem sparwütigen Senat entgegen.

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