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KommentarKein Versteck

■ Die Zivilisation holt uns ein

Atrazin, Promazin, Bromacil, Lindan. Wem diese Namen noch nicht vertraut sind – das wird sich ändern. Wasserschutzgebiete hin oder her, der Bericht von Greenpeace macht klar: Die Gifte, die über Jahre in der Landwirtschaft munter verblasen worden sind, haben längst das Bremer Trinkwasser erreicht. Nur die BremerInnen haben das noch nicht gemerkt. Während anderswo in der Republik schon immer tiefer gebohrt werden mußte, um die Qualität des Wassers halten zu können, währens anderswo die Wasserwerker immer mehr Geld fordern müssen, um die Gifte zu filtern, die ihnen durch die Rohre entgegenfließen – Bremen hat das über all die Jahre ziemlich kalt lassen können. Schlechtes Trinkwasser, das gab es nur woanders.

Diese Lässigkeit können die BremerInnen nun vergessen. Und sie können ganz praktisch lernen, was ÖkologInnen seit Jahrzehnten predigen: Kinder haften für ihre Eltern. Das Lindan, das Greenpeace gemessen hat, ist bei uns längst verboten. Das sind die Kosten der Zivilisation. Auch wenn jetzt einschneidende Maßnahmen ergriffen werden, die Gifte haben sich längst auf den Weg gemacht. Doch wer jetzt resigniert abwinkt, so gesehen sei eh nichts mehr zu retten, der spielt mit der Gesundheit der kommenden Generationen. Und die findet kein Versteck. Keine Zeit mehr zu verlieren.

Jochen Grabler

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