: „Kein Unrechtsbewußtsein“
■ Peter Sakuth setzte LSB-Bautrupps ein / Sportverein Tura als ABM-Waschanlage
Der Skandal um das Bauprojekt beim Landessportbund geht in eine neue Runde. Und plötzlich ist einer dabei, der sich noch in der letzten Woche, als es um den Sportverein Tura ging, mit Händen und Füßen gegen jeden Vorwurf von Unregelmäßigkeiten gewehrt hat: Peter Sakuth, Ex-Innensenator, bis zum Ende der letzten Legislaturperiode Bürgerschaftsabgeordneter für die SPD und immer noch mächtiger Mann in der Bremer SPD. Sakuth ist Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bremen-West.
Der Vorwurf: Erstens war es ausgerechnet Sakuth, der seinem Freund Bernd Peters, Ortsamtsleiter für Walle und Gröpelingen, den Tip gab, er solle sich doch wegen Einbauschränken an das LSB-Bauprojekt wenden (s. taz v. gestern). Und zweitens ist Sakuth zentrale Figur eines typisch-bremischen Schurrimurri-Spiels. Eine neue Küche und die Renovierung von Tischen und Stühlen für ein Nachbarschaftshaus, vom LSB gebaut, und – weil der LSB gar nicht für Nachbarschaftshäuser bauen darf – abgerechnet über den Sportverein Tura. Idee dieser Abwicklung: Peter Sakuth. Vorsitzender des Nachbarschaftshaus-Trägervereins: Peter Sakuth. Vorsitzender von Tura: Peter Sakuth. Peter Sakuth gestern zur taz: „Das war ja für einen guten Zweck, da habe ich kein Unrechtsbewußtsein.“
Als das Nachbarschaftshaus Ohlenhof in Gröpelingen im letzten Jahr seine Einrichtung modernisieren wollte, da hatte Sakuth eine gute Idee. „Peter Sakuth hat gesagt, die ABM-Kräfte von Tura haben noch Kapazitäten frei“, erzählte gestern Hans Taake, Geschäftsführer der Bremer AWO, die Trägerin des Nachbarschaftshauses ist. Gesagt, getan, im Sommer rückten die Tischler und Klempner und Maurer an, rissen die alte Küchenzeile im Sozialraum von der Wand, bastelten die neuen Anschlüsse und bauten die nagelneu in der LSB-Tischlerei gebaute Küche ein. Stühle und Tische aus dem Vielzweckraum wurden abgeholt und in der LSB-Tischlerei aufgearbeitet.
Taake, nebenbei auch noch Geschäftsführer für das Nachbarschaftshaus: „Sakuth hat das vorgeschlagen, und ich habe das entschieden. Ich fand das sehr gut. Wir mußten keine Arbeitsstunden bezahlen, nur das Material. Ob das der LSB war, das weiß ich nicht.“ Kein Zufall, daß Taake das nicht weiß, denn mit der LSB-Bauabteilung hat der Geschäftsführer nie zu tun gehabt. Kann auch nicht, denn der LSB darf ausschließlich für Sportvereine arbeiten. So war der Auftraggeber der Arbeiten auch nicht das Nachbarschaftshaus, sondern der Sportverein Tura. Eine ABM-Waschanlage: Tura bekam die LSB-Rechnung, reichte sie an die Nachbarschaftshaus-Geschäftsführung in der AWO-Zentrale, die wiederum bezahlte an Tura, und Tura bezahlte den LSB. Taake findet nichts dabei: „Gemeinnützig sind wir auch.“ Nur daß es in der Stadt einige Bauprojekte gibt, die auch – und ganz legal – für Bürgerhäuser arbeiten.
Auch Peter Sakuth selbst findet den Deal „ganz normal. Das ist ja auch bezahlt worden. Schließlich ist das Nachbarschaftshaus auch ein gemeinnütziger Verein, der auch unter den Kürzungen zu leiden hat.“ Daß die Rechnung an Tura gegangen sei, „davon weiß ich gar nichts.“ Wäre aber auch für einen guten Zweck gewesen: „Aber daß sich Leute aus dem System heraus bedient haben, das macht mich betroffen.“ Betroffen macht ihn auch der Fall Peters. Daß er seinem Freund den LSB-Kontakt vermittelt habe, „das war ein Fehler, den kann und will ich nicht schönreden. Hätte ich mal den Mund gehalten.“ Jochen Grabler
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