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Kein Staatsakt für Sambias ExpräsidentenEin Toter spaltet das Land

Sambias verstorbener Expräsident Edgar Lungu bekommt kein Staatsbegräbnis in der Heimat. Seine Familie setzt sich damit gegen Sambias Regierung durch.

Edgar Lungu, ein belasteter Körper aus Sambia in Südafrika Foto: Themba Hadebe/AP

Lusaka taz | Am 5. Juni starb Sambias ehemaliger Präsident Edgar Lungu, und seitdem regiert in Sambia die Konfusion.

Der 68-jährige Lungu verstarb in Südafrika, wo er medizinisch behandelt wurde, angeblich wegen eine Erkrankung der Speiseröhre. Edgar Lungu von der eher linkssozialistischen PF (Patriotic Front) regierte Sambia 2015–21, dann verlor er Wahlen ganz knapp an den eher liberalen Hakainde Hichilema von der früheren Einheitspartei UPND (Vereinte Partei für Nationale Entwicklung).

Lungus Familie ist seitdem Objekt von Ermittlungen wegen illegaler Bereicherung, und Lungu wurde verwehrt, bei den nächsten Wahlen 2026 wieder anzutreten. Unter Lungu hatte Hichilema zeitweise in Haft gesessen. Die beiden waren sich spinnefeind.

Ein Staatsbegräbnis für Edgar Lungu in Sambia geht also gar nicht, fand seine Familie und legte fest, er solle im kleinen Kreis in Südafrika beerdigt werden. Das wiederum fand Sambias Regierung unerhört, rief Staatstrauer aus und verlangte die Herausgabe des Toten.

Lungus Familie stellte sich quer. In seinem letzten Willen, sagte sie, habe der Verstorbene festgelegt, dass Hichilema nicht in Nähe seines Leichnams kommen soll. Lungus Partei PF boykottiert die staatlichen Kondolenzbücher und legte eigene aus. In einigen Landesteilen sind PF-Anhänger mit der Polizei aneinandergeraten. Die Trauer um Lungu spaltet Sambia.

Nach einer Weile schien es, als habe Lungus Familie eingelenkt. Der Tote sollte am 18. Juni nach Sambia zurückgebracht, drei Tage lang öffentlich aufgebahrt und am 23. Juni in einem Staatsakt beigesetzt werden, wurde vereinbart.

Aber dazu kam es nicht. Die PF wollte die Rückkehr des Toten öffentlich inszenieren. Die Regierung legte fest, für den Leichnam werde es am Flughafen der Hauptstadt Lusaka eine Zeremonie nur für geladene Gäste geben.

Also blieb der Tote in Südafrika, Wartende am Flughafen gingen am vergangenen Mittwoch enttäuscht nach Hause. Präsident Hichilema wandte sich in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung und sagte, nachdem die Regierung vergeblich „alles getan“ habe, gehe die Staatstrauer nun vorzeitig zu Ende.

Am Montagabend bekräftigte Südafrikas Regierung, der Tote werde in Südafrika bleiben. Man werde die Sache mit „Würde, Anstand und gegenseitigem Respekt“ zu Ende bringen, erklärte Außenminister Ronald Lamola nach einem Treffen mit Präsident Hichilema. Wer sich von Lungu verabschieden will, muss nun also nach Südafrika reisen. Mehrere PF-Parteiführer sind bereits da.

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