■ Kein Spaß für Autofans: Ungeiler Parkraum
Niemand hätte es besser wissen müssen als der Verkehrssenator a.D., daß die kleine Partei der Autofahrer dem Konzept der Parkraumbewirtschaftung den Auspuff zeigt: Plumpes Design bei den Kartenautomaten, Solarstrom (hoho!) für die Parkscheinnummer oder abgewrackte Tanten oder Onkel als Hilfspolizisten geilen wenig auf. So folgt kein Roadrunner oder Mad Max dem herausposaunten Mainstream von der gesamtgesellschaftlichen Verkehrsnotwendigkeit auf der Fahrt in die Zonen „City-West“ und „City- Ost“ oder nach „Downtown Spandow“.
Solange sich das nicht ändert, setzt die Minderheit eben auf Alternativen, ist von ihr weiter Kreativität gefordert beim Lückenergattern. Hinterhofparken, Parkscheinbörse oder Dauerverkehr im Karree bilden seit Beginn des Irrsinns Widerstandsnester im Parkraumkrieg. Kontakte mit den Kartenautomaten oder der simulierte Motorschaden („Wagen defekt – bin gleich wieder da“) tun ein gleiches. Doch richtig fängt der Spaß erst an die Out-of-area-Straßen zu verstopfen, wenn dort verschärft auf- oder übereinander geparkt oder mit dem Drittwagen und dem Zweithund zur Bußgeldstelle geschaukelt wird, um dort den Parkraumstreß abzubauen.
Es wird deutlich: Wer die letzten Anarchisten in der Stadt zudem noch abzocken will, wie Freizeitradler und Schuldensenator Elmar Pieroth, hat nur den Effe-Finger verdient. Bürger aus Schumi-Land schreckt nichts, am wenigsten Parkraumgefasel. Doch die Sache ist nicht verloren oder gar hoffnungslos: mit den aufgestellten Ökokartenschaltern oder den Hilfssheriffs ließe sich gutes Geld verdienen, kämen diese nur recht zum Einsatz. Umrüstungen zu Kondomautomaten oder Zapfsäulen sind nur die Spitze des Eisbergs alternativer Energien. Und die uniformierten Damen und Herren könnten sich ein Beispiel an den polnischen Straßenkindern nehmen, die an Kreuzungen immer die Scheiben reinigen. Rolf Lautenschläger
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