: Kein Schwein gehabt
■ Schlachtern fehlen ihre Opfer / Kurzarbeit in Großschlachthöfen
Oldenburg (dpa) – Weniger Arbeit für Schlachter jenseits der niedersächsischen Grenzen und zusätzliche Sorgen bei den Schweinemästern im Land hat die in Brüssel angeordnete Handelssperre für Borstenvieh gebracht. So hat die Großschlachterei der „Westfleisch“ in Lübbecke (Nordrhein- Westfalen) vom Karfreitag an Kurzarbeit für 80 von 320 Beschäftigte angemeldet. In dem Betrieb werden wöchentlich 14.000 Schweine „ans Messer gebracht“. Jedes zweite kam bisher aus Niedersachsen. Seit Montag „sind wir vom Rohstoff ausgeschlossen“, sagt Westfleisch-Geschäftsführer Joachim Timmermann.
Zusätzliche Sorgen haben seit Montag auch die Züchter und Mäster in der Schweinebucht Niedersachsens zwischen Weser und Ems. Sie befürchten, daß die Preise fallen und die ohnehin schmalen Erträge ins Minus rutschen. „Die Vermarkter haben uns in der Hand“, sagt Schweinezüchter Hans-Gerd Behrens in Tweelbäke bei Oldenburg. Das traditionelle Oster-Hoch bei den Schweinepreisen dürfte 1994 der Pest zum Opfer fallen, bestätigt die Landwirtschaftskammer Weser-Ems in Oldenburg.
Letztlich hält Bauer Ludger Preut aus Altenoythe nahe Cloppenburg die Dauer der Handelssperre für entscheidend. Preut züchtet und mästet 1.200 Schweine. Als bereits katastrophal schätzt er seine Lage ein, weil er seine gesunden Schlachtschweine möglicherweise nicht pünktlich bei den regionalen Metzgern abliefern kann. Ein Fleischer sage seinen Kunden schließlich nicht: „Ich habe nichts.“ Er suche sich frisches Kotelett und Filet anderswo. Dabei könne eine über Jahre aufgebaute Handelsbeziehung unters Messer kommen, fürchtet Preut.
Die unter den Schweinemästern grassierende Befürchtung, Großschlachtereien könnten sich ihren Rohstoff künftig anderswo holen, ist nach Worten von Westfleisch- Manager Timmermann allerdings unbegründet. Vor einer Kündigung arbeite man lieber kurz.
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