: Kein Platz für Geschichte
■ Das „Mobile Museum“ hat enorme Schwierigkeiten mit seinem Standort im Tiergarten für die Ausstellung „Kennen Sie die Rosa Luxemburg-Brücke?“
Auf die eine oder andere Weise ist Kurt Franke immer wieder Nutznießer von Entscheidungen im Tiergartener Rathaus. Diesmal verdient er „nur“ 500 Mark. Soviel nämlich will die „Schöneberger Bürgergarten AG“, eine seiner Firmen und Pächterin des Grundstücks „Cafe am Neuen See“ im Tiergarten, von der Berliner Geschichtswerkstatt für eine Standerlaubnis auf dem senatseigenen Grundstück kassieren.
Seit Samstag steht auf dem Parkplatz zwischen „Cafe am Neuen See“, Zoogelände und Lichtensteinallee das „Mobile Museum“, nach Schöneberg und Tempelhof der dritte Standort des Ausstellungszyklus „Geschichte der Berliner Straßennamen“. Die Geschichtswerkstatt dokumentiert, woran die Bemühungen vieler Gruppen, die neue Brücke am Zoogelände nach der vor 70 Jahren hier ermordeten Rosa Luxemburg zu benennen, bisher gescheitert sind. Eine Ausstellung der Friedensinitiative Tiergarten über die Geschichte der bezirklichen Straßennamen ergänzt die Dokumentation.
Bernhard Müller von der Geschichtswerkstatt ist den Vermietern des Parkplatzes dankbar; obwohl der Bus nun abseits der Spazierwege steht, ermöglicht diese Lösung wenigstens, daß die Ausstellung in Sichtweite der bisher noch namenlosen Brücke stattfinden kann. Sauer ist er jedoch auf das Bezirksamt Tiergarten. Geplant und beim Tiefbauamt beantragt war ein Standort direkt an der Brücke neben dem Landwehrkanal. Nach sechs Wochen beschied das Tiefbauamt erst auf Nachfrage, daß es überhaupt nicht zuständig sei. Das statt dessen zuständige Gartenbauamt prüfte nunmehr - um fünf Tage vor Ausstellungsbeginn die Standgenehmigung auf dem ursprünglich anvisierten Gelände aus angeblich technischen Gründen zu versagen. Die Mitarbeiter der Geschichtswerkstatt werfen dem Bezirksamt Verschleppungstaktik vor und planen eine Dienstaufsichtsbeschwerde.
Kurz nach Ausstellungseröffnung am Samstag drohte dem „Mobilen Museum“ auch am neuen Standort der Platzverweis. Geschäftsführer Lang von der „Schöneberger Bürgergarten AG“ verlangte von der Geschichtswerkstatt eine Erklärung. Schließlich könne er den Parkplatz nicht an eine von der taz gesponserte Ausstellung vermieten, da die taz immer so schlecht über ihren Chef, Herrn Franke, schreiben würde. Die taz ist jedoch weder Sponsor noch berichtet sie schlecht über Herrn Franke. Sie berichtet schlicht wahrheitsgemäß.
SB
„Kennen Sie die Rosa-Luxemburg-Brücke?“, Ausstellungsbus des „Mobilen Museums“, Parkplatz Lichtensteinallee, vom 13. bis 28. August, Mo-Fr 15 bis 19 Uhr, Sa und So 11 bis 17 Uhr.
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