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Kein „Mustersklave“ sein

■ Bundesweites Treffen der Arbeitsloseninitiativen / Die Ansprüche auf dem „Sklavenmarkt“: „Rumpf beugen und den Gürtel enger schnallen“

Aus Köln Bernd Wilting

Mit einer spektakulären Aktion begann am Samstagmorgen der Zentrale Aktions– und Konferenztag der bundesdeutschen Arbeitsloseninitiativen. Auf dem Lenau– Platz, im Herzen des Arbeiterviertels Ehrenfeld, sollte ein moderner Sklavenmarkt stattfinden: Arbeitslose, die sich und ihre Arbeitskraft öffentlich feilbieten. Die geplante Versteigerung von willigen Sklaven der modernen Arbeitsgesellschaft fiel jedoch ins Wasser: Pünktlich um 10.00 Uhr rappelte zwar ein mit Transparenten behängter Leiterwagen auf den Platz, doch dort hatten sich bei leichtem Regen nur wenig mehr als 100 Initiativler eingefunden. Die Kölner Bürger, die eigentlich in die Rolle des Sklavenkäufers hätten schlüpfen sollen, lagen zu diesem Zeitpunkt entweder noch in den Federn oder hatten sich bereits in den vorweih nachtlichen Einkaufsbummel gestürzt. So konnte Mustersklave Werner noch so brav vorführen, wie man sich auf dem Arbeits– bzw. Sklavenmarkt vorbereitet - Rumpf beugen, Geduld üben, den Gürtel enger schnallen - niemand wollte kaufen. Arbeitslosen–Los. Nach dieser Auftaktaktion ging es in einem Demonstrationszug zum Tagungsort der Kölner Uni–Mensa. Vor zwei Jahren hatten sich die Selbsthilfeorganisationen der Arbeitslosen zum letzten Mal bundesweit über ihre Probleme unterhalten. Dem ZAK vom Samstag soll Ende nächsten Jahres ein weiteres Treffen folgen. Diese Häufung ist nicht zufällig: Die Gruppen - zumeist von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden oder Gewerkschaften getragen -, deren Schwerpunkt eigentlich in der Beratungsarbeit vor Ort liegt, wollen in Zukunft stärker als bisher überregional zusammenarbeiten. Nur so könne man letztlich politischen Druck auf den Gesetzgeber in Bonn ausüben, waren sich am Nachmittag die inzwischen mehr als 1.000 Teilnehemer an den Diskussionsforen einig. Auch das Verhältnis zu den Gewerkschaften - vor Jahren noch die Gretchenfrage der Bewegung - scheint sich geklärt zu haben. In Köln jedenfalls war der Ruf nach einer eigenen Arbeitslosengewerkschaft nicht mehr zu hören. Die versammelten Initiativenvertreter unterstützten die gewerkschaftliche Forderung nach einem umfassenden Beschäftigungsprogramm. Darüberhinaus verlangen sie eine sofortige Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 80 % des letzten vollen Nettolohnes, mindestens jedoch 1.300 DM für die gesamte Dauer der Erwerbslosigkeit. Die Forderung nach einem allgemeinen von Lohnarbeit unabhängigen Mindesteinkommen wird weiter diskutiert.

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