■ Mit der Konjunktur auf du und du: Kein Licht im Tunnel
München (AFP) – Die Vertreter der deutschen Industrie wußten es schon im Februar besser: Die Konjunkturlage in Deutschland bleibt weiter schlecht. Ihre Kollegen aus der Bauwirtschaft und dem Groß- und Einzelhandel schlossen sich dieser Einschätzung an. Damit waren die Industrie- und Handelsvertreter vorausschauender als die Bundesregierung. Wirtschaftsminister Günther Rexrodt und Finanzminister Theo Waigel hatten noch bis zur am 13. März verhängten Haushaltssperre behauptet, die Konjunktur laufe und die Wirtschaft gedeihe.
Die Prognose geht aus den Februar-Konjunkturdaten des Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo hervor, die gestern vorgelegt wurden. Das Ifo befragt jeden Monat mehrere tausend Unternehmen zu ihrer aktuellen Einschätzung der Geschäftslage. Laut Umfrage verbesserte sich nur der westdeutsche Einzelhandel im Bereich Nahrungs- und Genußmittel. Die Nachfrage sei gestiegen. Dagegen stellten die ostdeutschen Einzelhändler ebenso wie die Großhändler in den alten und neuen Bundesländern eine Verschlechterung der aktuellen Geschäftslage fest. Für die nächsten sechs Monate sind sie pessimistisch.
Besonders negativ beurteilte die unter dem langen, strengen Winter leidendende Bauwirtschaft die Konjunktur. In Ost und West bezeichneten die Firmen die Geschäftslage weiterhin als „sehr ungünstig“. Allerdings ließ der Pessimismus für die mittelfristige Entwicklung in den neuen Ländern nach, wo sich die seit gut einem Jahr andauernde Eintrübung des Geschäftsklimas Anfang 1996 kaum noch fortsetzte. Die Produktionspläne lassen laut Ifo sogar Steigerungen erkennen.
Die ostdeutsche Industrie sah ihre Lage im Februar zwar erneut etwas verschlechtert, bezeichnete sie jedoch als „knapp zufriedenstellend“. Laut einer Sonderbefragung rechnen die Unternehmen für 1996 mit einem jahresdurchschnittlichen Produktionswachstum von rund sechs Prozent. Ein Großteil der befragten Firmen aus allen Bereichen in Ostdeutschland rechnet mit einem weiteren Beschäftigungsabbau.
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