Kein Licht am Ende des Tunnels

Nur drei von acht Ladenflächen in der Tunnel-Passage an der Bischofsnadel sind vermietet - jetzt will die Bremische mit dem Bio-Imbiss „Pauseback“ eine der letzten MieterInnen rauswerfen. Dabei ist der einer der wenigen Gründe, sich dort aufzuhalten

taz ■ „Bischofsnadel-Passage“ steht in blauer Neonschrift über dem Tunnel, der die Wallanlagen mit dem Domshof verbindet. Die Neonröhren sind zum Teil kaputt, und die Menschen bewegen sich in dem Tunnel so, wie Tunnel nun einmal genutzt werden: Sie radeln oder laufen durch ihn hindurch. Heute wird vor Gericht geklärt, ob es bald noch einen Grund weniger geben wird, sich in dem zugigen Durchgang aufzuhalten. Der Besitzerin des Bio-Imbiss „Pauseback“ am Ende des Tunnels wurde fristlos gekündigt, jetzt muss sie sich gegen eine Räumungs- und Zahlungsklage der Vermieterin wehren, in diesem Fall der stadteigenen Bremischen Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau.

6.000 Euro fordert die Bremische von Cornelia Korte – Nachzahlungen, weil die Existenzgründerin Miete gemindert oder vorübergehend nicht gezahlt hatte. Der Grund: Wegen des schlechten Standortes wollte Korte nicht den vollen Mietpreis zahlen und einen Teil ihres Deponats zurückbekommen. „Ich habe Fehler gemacht“, räumt Korte ein, aber warum die Bremische den Streit um Mietpreise jetzt vor Gericht klären will, versteht sie nicht. „Wenn ich unterliege, muss ich Insolvenz anmelden.“ Obwohl sie gerne bleiben würde.

Und eigentlich müsste die Bremische ebenfalls ein Interesse daran haben, den Bioladen zu halten, denn in der ganzen Stadt stehen die Geschäfte leer, und die Bischofsnadel-Passage lief noch nie gut. Zur Zeit sind dort nur drei von acht Ladenflächen vermietet, und „Pauseback“ zieht als mittlerweile etablierter Laden sowohl Lauf- als auch Stammkundschaft an.

Doch aus der Sicht des Geschäftsführers der Bremischen, Horst Marschner, war die Klage der einzige Weg, die Mietstreitigkeiten zu klären. „Wir haben uns monatelang um eine Einigung bemüht, aber Frau Korte hat sich einseitig nicht an Vereinbarungen gehalten, so dass wir keine gemeinsame Basis mehr sahen.“ Der Vorwurf: Die Geschäftsinhaberin habe grundlos keine Miete mehr gezahlt und sich mit Zugeständnissen nicht zufrieden gegeben. Marschner: „Als Verwalter gehen wir mit öffentlichem Vermögen um und können so etwas nicht dulden.“

Doch so einfach ist die Sache nicht. Schließlich hat die Bremische vor der Eröffnung des umgebauten Tunnels vor knapp fünf Jahren mit bunten Prospekten geworben und ein „attraktives Umfeld“ versprochen. „Schöne Aussichten“ stand darüber. Und: „Für viele Bremer beginnt hier täglich der Citybesuch.“ Doch das Konzept ging nicht auf, so dass sehr schnell von den 100 Mark, also rund 50 Euro, pro Quadratmeter Ladenfläche Abstand genommen wurde. Umgerechnet rund 25 Euro waren es dann, und mit Cornelia Korte gab es am Ende eine Vereinbarung über knapp 15 Euro.

Diesen Preis hält auch Eckhard Butzke, Seniorchef vom „Eisparadies“ gegenüber, für angemessen. Bei gutem Wetter laufe das Geschäft ganz gut, aber eine Verkaufsatmosphäre komme nicht auf. „Wir haben uns da alle mehr von versprochen“, sagt er. Butzke bedauert, dass es den Bioladen möglicherweise bald nicht mehr gibt. „Das wäre auch schlecht für uns, dann ist hier ja noch weniger los.“ Die Bremische möchte jetzt abwarten, was die Gerichtsverhandlung heute bringt. Möglicherweise würde die Kündigung dann doch noch zurückgezogen werden. Geschäftsführer Marschner: „Wenn wir von Frau Korte zugesichert bekommen, dass sie sich an Vereinbarungen halten wird.“ Was die Bremische ihrerseits dafür tun will, dass sich der Tunnel doch noch in ein Einkaufsparadies verwandeln wird, konnte Marschner nicht sagen.Eiken Bruhn