piwik no script img

Kein Koffer mehr in Berlin

Air Berlin Um das Kofferchaos am Flughafen Tegel endlich in den Griff zu kriegen, wechselt die krisengeschüttelte Fluglinie teilweise den Dienstleister

Nach Monaten des Kofferchaos am Flughafen Berlin-Tegel übergibt die krisengeplagte Fluglinie Air Berlin einen Teil der Gepäckabfertigung wieder an seinen alten Dienstleister. Alle Flüge der Ferienflieger-Tochter Niki würden ab sofort wieder vom Dienstleister Wisag abgefertigt, teilte der Abfertiger am Donnerstag mit. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa verliert der neue Bodendienstleister AeroGround damit 15 bis 20 Flüge pro Tag.

Air Berlin hatte die Abfertigung aller seiner Flüge Ende März von Wisag an AeroGround übergeben. Seitdem kam es häufig zu Verspätungen, Flugausfällen und langen Wartezeiten am Gepäckband.

Ein Air-Berlin-Sprecher sagte, man habe sich „im Sinne der Stabilisierung des Betriebs am Flughafen Tegel“ zu dem Schritt entschieden. Alle Air-Berlin-Flüge unter dem Namen der Muttergesellschaft würden jedoch weiter von AeroGround abgefertigt. „Wir erwarten, dass AeroGround seine Probleme löst.“

AeroGround und die Fluggesellschaft streiten seit Wochen darüber, wer die Verantwortung für das Kofferchaos trägt. Ein Angebot, den Vertrag vorzeitig aufzulösen, hatte Air Berlin in der vergangenen Woche zurückgewiesen.

Ebenfalls am Donnerstag wurde bekannt, dass Aero­Ground sogar der Verlust aller Aufträge am Flughafen Tegel drohen könnte. Die Berliner Flughafengesellschaft hat den Bodendienstleister bereits zum zweiten Mal abgemahnt. Das sei am 7. Juli wegen „Nichteinhaltung vertraglich vereinbarter Verpflichtungen“ erfolgt, sagte ein Flughafensprecher. Zum ersten Mal habe der Flughafen AeroGround Mitte April abgemahnt.

AeroGround, eine Tochtergesellschaft des Flughafens München, bestätigte, die Abmahnung erhalten zu haben – wies sie auf Nachfrage aber „entschieden zurück“.

Die zweitgrößte deutsche Fluglinie Air Berlin schreibt seit Jahren rote Zahlen. In den letzten Monaten wurde verstärkt über eine Übernahme spekuliert. Zahlreiche Flüge wurden kurzzeitig gestrichen oder fielen aus. Vor einigen Wochen hatte die Fluglinie in einem offenen Brief an die Kunden Besserung versprochen. (dpa, taz)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen