: Kein Hafenklang an Elbes Hang
■ Hafenunternehmen investiert in Lärmschutz, weil Anwohner murren Von Achim Fischer
Die stadteigene Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA) investiert mehrere Millionen Mark in Lärmschutzmaßnahmen. Anwohner des Elbufers in Neumühlen und Övelgönne hatten andernfalls mit einer Klage gedroht. Sie stören sich am Lärm des Burchardkais – des Container-Terminals gegenüber dem Elbstrand, der dank reger Nachfrage ausgebaut wurde.
Vor allem nachts dröhnt es über den Strom, wenn Container auf Container knallen. 22 Grundeigentümer fühlten sich um ihren Schlaf gebracht. Sie schlossen sich zu einer Initiative zusammen, engagierten den renommierten Öko-Anwalt Michael Günther und drohten der HHLA mit einer Klage vor Gericht.
Doch die Wirtschaftsbehörde vermittelte zwischen beiden Seiten, die Umweltbehörde erstellte ein Lärmgutachten. Das Ergebnis: Eine „richtungweisende Rahmenvereinbarung“(Mirow) zwischen HHLA, Stadt und Anwohnern. Danach verpflichtet sich der Hafenbetrieb „zu konkreten Maßnahmen zur Reduzierung der Lärmbelastung“. Ein „Beirat Hafenlärm“mit Vertretern von HHLA, Stadt und Anwohnern klärt anstehende Fragen. Die Anwohner verzichten im Gegenzug auf eine Klage – „zunächst bis zum 31.12.1999“, erklärte Anwalt Michael Günther. Sollten die Erwartungen seiner Mandanten jedoch enttäuscht werden, „können die Vereinbarungen vorzeitig gekündigt und eine gerichtliche Klärung herbeigeführt werden“.
Die HHLA plant nun, die 18 Ladebrücken am Burchardkai mit einer speziellen Steuerungstechnik auszustatten. Sie würde es erlauben, Container wesentlich sanfter und damit leiser als bisher abzusetzen. 1,5 Millionen Mark, so Gerd Drossel, Container-Chef der HHLA, wird alleine diese Maßnahme kosten. Weitere Ausgaben „im siebenstelligen Bereich“: Neue Transportfahrzeuge, die Van-Carrier, sollen künftig mit gekapseltem Motor und leiseren Bremsen ausgestattet werden.
Die HHLA bekundete ihr „ausdrückliches Interesse, das Zusammenleben und -arbeiten an der Elbe nachbarschaftsverträglich zu gestalten“. Anwalt Michael Günther fand die Vereinbarung „in der Tat vorbildlich“. Sie zeige „wie man Probleme praktisch angehen kann, nicht nur rechthaberisch“. Und Volker Stärk, Vertreter der Initiative, erklärte noch einmal die Nöte der Anwohner: Es gehe ihnen um die knallartigen Geräusche. Der zunehmende Schiffsverkehr produziere weiteren Lärm, um den es aber nicht gegangen sei.
Andere Hamburger Wohnlagen brauchen auf ähnliche Vereinbarungen kaum zu hoffen. Der Lärmpegel an Bahnstrecken oder Hauptverkehrsstraßen ist zwar oft deutlich höher als am Elbhang. Maßnahmen, „zum Beispiel Flüsterasphalt“, kommen laut Mirow aber nur „in Einzelfällen“in Betracht.
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